Rezension

Haiyti

Montenegro Zero


Highlights: 100.000 Fans
Genre: Rap // Elektro
Sounds Like: The Toten Crackhuren Im Kofferraum // M.I.A.

VÖ: 12.01.2018

Ronja Zschoche alias Haityi präsentiert ihr neues Modell. “Montenegro Zero” heißt das gute Stück. Die Chrom-Zierblenden machen bling-bling, im Tank befindet sich 95-prozentiges Autotune. Alles bereit für die große Fahrt raus aus den Elendsvierteln der Hansestadt Hamburg an die Spitze der Charts. So steht’s im Navi.

Blöd nur, dass das Fahrwerk da nicht mitmacht. Die Beats sind so monoton, dass jeder Toyota vor Neid erblassen würde. Der Sound wubbert irgendwo zwischen The Toten Crackhuren Im Kofferraum, HGich.T und der neuen Neuen Deutschen Welle. “Berghain”, das ist wie Trios “Da Da Da” mit Acid-Direkteinspritzung oder der Saufhit “Eins, Zwei, Polizei” mit ein paar Umdrehungen mehr. Etwas mehr Grime und Dubstep bietet “Mafioso”. Quasi wie M.I.A., nur ohne Humor. Daran krankt die Scheibe: Allen Beteiligten mangelt es bei “Montenegro Zero” an Selbstironie. Die Zeile “Ich hab’ 100.000 Fans – die mich noch nicht kennen” deutet eine solche Brechung an, ansonsten aber cruist man über den Hamburger Steindamm und Haiyti kündigt bloß an: “Für dich mach ich ‘nen Sunny Driveby”.

Das klingt nach American Ghetto in Norddeutschland. Mag sein, dass Zschoche tatsächlich heftige Erfahrungen gemacht hat und diese in ihren Songs verarbeitet. Ein bisschen Herzschmerz (“Gold”), ein bisschen Träumen (“American Dream”), ein bisschen In-die-Fresse. Diese Themen präsentiert die Frau mit breiter Brust. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es wirkt sogar authentisch, ähnlich wie bei Jennifer Weist (Jennifer Rostock). Das Problem sind die blasse, charakterlose Produktion auf der einen Seite und die Texte auf der anderen Seite. Denen fehlt es an Zug. So präzise Autotone durch die Leitungen gepumpt wird, so unscharf sind die Lyrics. Da gibt es Reime à la “Ich denk’ an dich / Mein Herz brennt für dich”. Kollegen wie Zugezogen Maskulin nimmt man das ab, sie haben daraus ein Markenzeichen gemacht, aber bei Haiyti wirkt es hilflos. Fazit: Während das Video zu “Gold” mit einem edlen Ferrari aufwartet, ist “Montenegro Zero” wohl lediglich ein Mittelklasse-Opel.

Mischa Karth

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