Rezension
Haim
Something To Tell You
Highlights: Right Now // You Never Knew // Something To Tell You
Genre: Indiepop // Pop // Country-Pop
Sounds Like: The 1975 // Shania Twain // Feist
VÖ: 07.07.2017
Oha, die drei Schwestern von Haim spielen ihre Instrumente tatsächlich selber. Wahnsinn. Noch viel größerer Wahnsinn: Dass diese Tatsache in einigen Rezensionen zum Erscheinen des Debüts 2013 unbedingt erwähnt werden musste. Nachdem sich dann genug darüber gewundert wurde, dass Wesen ohne Penis ihre Gitarre richtig in der Hand zu halten vermögen, konnte der retroverliebte Zuckerwattepop Haims auch anerkannt werden. Kein Wunder: Selbstbewusst, handgemacht und mit einer gehörigen Portion Coolness hat es „Days Are Gone“ uns auch ziemlich leicht gemacht.
Und wie das leider immer so ist, wird der Blick aufs zweite Album unerbittlicher, je erfolgreicher das Debüt war. Um es gleich zu sagen: „Something To Tell You“ toppt den Erstling der drei Mädels nicht. Glücklicherweise ist das aber auch ziemlich wurscht, denn die überragende Leichtigkeit des Haim-Sounds funktioniert immer noch bestens.
Die locker aufgeschlagenen 80ies-Synthies bieten erneut den unbekümmerten Hintergrund für die Kompositionen von Danielle, Este und Alana. So kann einem zunächst auch entgehen, dass hier Herzschmerz verhandelt wird. Die Lyrics erzählen vom Finden und Verlieren der Liebe – thematischer Evergreen, den Haim wenig innovativ umsetzen. Ist halt die Frage, ob Trennungen und Herzschmerz je wirklich überraschend sind.
„Something To Tell You“ präsentiert seine elf Songs dennoch recht gekonnt. Ein bisschen weniger Vintage, dafür noch mehr harmonischer Pop, etwas Elektro und die wirklich schönen Frauenstimmen machen aus der neuen Platte eine runde Sache. „Found In Silence“ klingt etwa, als hätten The Staves und Coldplay heftig miteinander geflirtet. Eine Hommage bekannter Phil-Collins-Drums treffen in „Something To Tell You“ auf eine lässige Version von Shania Twain, und „Little Of Your Love“ versprüht die Naivität einer frühen Taylor Swift zu der sich glücklicherweise Warpaint mischen.
Über dieses fröhliche Treiben wird großzügig ein gülden-strahlender L.A.-Filter gejagt und fertig ist er: Ein Sommersound, so süß und zart schmelzend wie ein Softeis.
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