Rezension

Grandmaster Flash

The Bridge


Highlights: We Speak Hip Hop // Here Comes My DJ // Tribute To The Breakdancer
Genre: HipHop
Sounds Like: Grandmaster Flash And The Furious Five // De La Soul // A Tribe Called Quest // Busta Rhymes // KRS-One

VÖ: 20.02.2009

Der HipHop erweckte in den letzten Jahren häufig den Eindruck, in ihm seien Talent und Qualität entkoppelt worden. Egal, ob es die – ohne Zweifel talentierten – Speerspitzen des deutschsprachigen HipHops, die aufstrebenden Junior-Gangster in Nordamerika oder ihre Vorgänger-Generation – vorneweg Busta Rhymes und Snoop Dogg – waren, viele ihrer Auftritte, ihrer Tracks waren im besten Fall ignorierbar, im schlimmsten einfach schlecht. Im vergangenen Jahr 2008 bestimmten zunächst die jungen Hipster-Hoffnungsträger und die globalisierte HipHop-Jugend das Bild des Genres. Am Jahresende folgten die „Comebacks“ von EPMD und Q-Tip, die zumindest aufhorchen ließen oder sogar begeisterten.

Den frühren Genre-Höhepunkt 2009 setzt Grandmaster Flashs erstes Album nach mehr als 20 Jahren. Der DJ und Produzent Joseph Saddler wird zu Recht als Pionier, als Legende, als Meister des Genres angesehen. Er und seine Mitstreiter stießen die Türen für den HipHop auf, bereiteten den Boden vor, für dessen Aufstieg zum wichtigsten popmusikalischen Phänomen dieser Tage.

Grandmaster Flashs Talent ist folgerichtig unbestritten. Erfreulicherweise weiß er es auch so einzusetzen, dass eine zu befürchtende Enttäuschung nicht nur ausbleibt, sondern der Gedanke an sie lächerlich erscheint. Dem Titelbild der Brücke entsprechend überwindet Flash auf „The Bridge“ stilistische, zeitliche und räumliche Abgründe. Zwischen klassischen Breaks und neuesten Beats, zwischen Floorfillern und ruhig dahingleitenden R’n’B-Hop-Nummern, zwischen New York, Senegal und Japan verdeutlicht und verkörpert Flash die universelle Gültigkeit und Verständlichkeit des HipHop. Bei alledem dominiert natürlich der Flair der Metropole New York das Album. Stilistisch hält sich Grandmaster Flash nicht mit Schuldzuweisungen auf. Er verbindet poppige Tunes mit harten Beats und den nötigen funkigen sowie souligen Bestandteilen.

Über Flashs Tracks glänzen alte Bekannte und neue Entdeckungen mit ihren Raps. Neben Q-Tip, Big Daddy Kane, Grandmaster Kaz und KRS-One präsentiert sich auch Busta Rhymes in alter Bestform, nur Snoop Dogg glänzt nicht wirklich, enttäuscht aber ebensowenig. Unter den unbekannteren Stimmen überzeugen am meisten Lordikim Allah und Hedonis Da Amazon. Q-Tip, Kel Spencer und Jumz eröffnen das Album in „Shine All Day“ poppig, seelenvoll und funky. Der erste potentielle Hit folgt mit „We Speak Hip Hop“, in dem KRS-One und die MCs Afasi (Schweden), Maccho (Japan), Abass (Senegal) und Kase-O (Spanien) HipHop international repräsentieren. „Here Comes My DJ“ und „Tribute To The Breakdancer“ widmet Flash zwei unverzichtbaren Teilen der HipHop-Kultur. Beide Tracks zielen direkt auf die Tanzfläche und vereinen extreme Breaks mit genialen Samples. Der perfekte Track ist selten, diese beiden schaffen es aber zumindest in dessen Nähe. Gleiches gilt für „Bounce Back“, in dem Busta Rhymes über Flashs verrückte Morsezeichen-Bleeps rappt. „Bronx Bombers“ und „What If“ repräsentieren die bedrohlich düstere Seite auf „The Bridge“, wogegen „Swagger“, „Can I Take You Higher“, „Those Chix“ oder „When I Get There“ seine soulige Komponente verkörpern. Big Daddy Kanes Flow in letzterem verdeutlicht, was in den letzten Jahren alles an Stil im HipHop verloren gegangen ist.

Was wäre, wenn es HipHop nicht gäbe, fragt KRS-One in „What If“. So vielseitig seine Antworten ausfallen, bleibt die wichtigste Auskunft doch, es hätte bedauerlicherweise auch „The Bridge“ nicht gegeben. Grandmaster Flash ist zurück und lässt die Hörer staunen ob so viel Qualität.

Oliver Bothe

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