Rezension

Gold Panda

Half Of Where You Live


Highlights: Brazil // We Work Night // Reprise
Genre: Elektro
Sounds Like: Four Tet // Burial // Apparat

VÖ: 14.06.2013

Als 2010 das erste Album „Lucky Shiner“ von Gold Panda veröffentlicht wurde, war der schüchterne Brite mit dem Vollbart quasi über Nacht in aller Munde und fand sich plötzlich umringt von Fans auf Tour wieder. Ziemlich schwierig für jemanden, der unter Selbstzweifeln leidet, häufig mit Depressionen zu kämpfen hat und eigentlich am liebsten still und einsiedlerhaft in seinem Keller vor sich hin produziert. „Half Of Where You Live“ heißt das Resultat aus der Nomadenzeit um den Globus und beweist, dass Gold Panda mit dem überraschenden Ruhm produktiv umzugehen weiß.

„Brazil“, die erste Singleauskopplung des Albums, nimmt einen sofort mit auf die Reise durch Südamerika. Stampfende Rhythmen, zarte, reduzierte Synthiemelodien und die organische Wärme aus einer originalen 808 Drummachine zeugen von einem gewissen Soundfetischismus fernab von digitaler Sterilität. „How do you feel emotionally today? Are you okay or are you getting depressed?“ fragt eine fürsorgliche Frauenstimme wie durch ein Ferngespräch am Telefon auf dem Track „The Most Liveable City“. Gold Panda, der eigentlich Derwin heißt, scheint sich bei der Weltenbummlerei jedoch durchaus wohlzufühlen. Auf südamerikanische Trommelrhythmen folgen indische Harfenklänge, orientalische Sounds hallen noch in den Ohren und schon geht die Reise in den fernen Osten nach Japan. „Enoshima“ und „My Father in Hong Kong 1961“ zeigen eine besondere Affinität Derwins zu dem Land, in dem er selbst auch einige Zeit gelebt hat.

Trotz aller Farben, Klänge und Eindrücke macht der letzte Song des Albums „Reprise“ durch das Vocalsample „If you knew how much I miss you“ geradezu konzepthaft deutlich, dass Gold Panda aber vielleicht doch eher zu den Menschen gehört, die auch gerne wieder nach Hause kommen. Für den Wahlberliner, der nach eigener Angabe momentan im teuersten, familienfreundlichsten und langweiligsten Bezirk Berlins wohnt, ist gutes Essen und nachts um eins allein produzieren zu können wichtiger als Clubbing. Solange er dennoch weiterhin hinter dem Pult so grandios ist, sei es ihm verziehen.

„Half Of Where You Live“ ist ein konzeptuelles Album mit vielen, scheinbar autarken Einzelelementen, die sich jedoch stimmig zu einem Ganzen zusammenfügen. Gold Pandas ständige Selbstzweifel verhelfen ihm hierbei zur Perfektion. Manchmal braucht es eben den Stoß ins kalte Wasser, um an sich selbst wachsen zu können. Touren als Therapie quasi.

Laura Aha

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