Rezension
Ghinzu
Mirror Mirror
Highlights: Dream Maker // Cold Love // This War Is Silent
Genre: Noisepop
Sounds Like: 31 Knots // Liars // dEUS // Millionaire // Kasabian
VÖ: 27.08.2010
Tiefe Einblicke gewähren Ghinzu auf dem Cover von „Mirror Mirror“. Kabelsalat, eine stattliche Gitarrensammlung, eine gute Handvoll Keybards, zerbrochene Scheibe als Bodenbelag: Ja, hierbei handelt es sich offensichtlich um das Studio der Belgier. Dabei sagt diese Ordnung schon ziemlich viel über die Band und ihren Sound aus. Zwar stehen, liegen und hängen die Instrumente irgendwie geordnet im Raum herum, aber welches Kabel zu welchem führt, scheint unmöglich auszumachen. Versuchen wir uns trotzdem daran, uns ein wenig durchs Dickicht zu schlagen und „Mirror Mirror“ zu ergründen, nach dem 2004er Werk „Blow“ das zweite hierzulande erhältliche Album.
Schon die ersten hektisch besungenen Zeilen von „Cold Love“ verblüffen mit dem Ritt auf der Rasierklinge: Eingängige Poprhythmen treffen auf unruhigen Lärm, die Gesangstöne werden mal halb geschrien, mal elektronisch verzerrt, mal hochgedreht. Dazu mäht die Gitarre den Refrain nieder und alles zusammen in einer Geschwindigkeit, die dafür sorgt, aus den vier Minuten des Stücks gefühlte zwei zu machen. Einen Song „Take It Easy“ zu nennen, sagt eigentlich alles. So auch bei Ghinzu. Natürlich ist der Song eine entspannte Ballade mit hohem Wohlfühlfaktor und gesteigerter Festival-Sommer-Tauglichkeit. Das kurze „Mother Allegra“ jedoch schneidet jedes positive Gefühle jäh ab. Die zugrundeliegende Orgelspur und der fast chorale Hallgesang verpasst dem Stück eine gute Portion Überirdisches. Woher der Noise in der Genrebeschreibung in Zusammenhang mit Ghinzu kommt, beweisen Stücke wie „Dream Maker“ oder „Kill The Surfers“.
Die Vielzahl an verspielten Elementen, die in kurzen Abschnitten auf den Hörer niederprasseln, sind bemerkenswert. Da kann „The End Of The World“ noch so stark an Mando Diao erinnern, „This Light“ als kitschige Klavierballade beginnen, schlussendlich ist jeder Song etwas Besonderes, Großartiges. Hier und da Einsprengsel von Videospieltönen, Experimente wie „Birds In My Head“, das genau das ist, wonach es klingt (Vogelgeräusche) oder das verrückt-überdrehte französische „Je t’attendrai“. Frei nach dem Motto: Wir können alles. Auch Spacerock ist dabei und schließt das Album mit „Interstellar Orgy“ ab, das nicht nur zufällig Namensgleichheiten mit einem Pink-Floyd-Werk hat. „Mirror Mirror“ ist ein Spiel mit Genres, wie es wohl nicht viele andere Bands wagen. Ghinzu zeigen, dass sie auf Augenhöhe mit Genregrößen wie dEUS stehen. Eine Empfehlung für jeden, für den Popmusik auch abseits glattgebügelter Konsensmusik stattfinden kann.
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