Rezension

Gengahr

A Dream Outside


Highlights: Dizzy Ghosts // Embers // Fill My Gums With Blood
Genre: Indie-Pop // Indie-Rock
Sounds Like: Avi Buffalo // Vampire Weekend // MGMT

VÖ: 12.06.2015

Die Erfolgsgeschichte von Gengahr ist oft erzählt, aber eigentlich gar nicht so interessant. Klar: Es dauerte nur knapp ein Jahr von ersten Demos bis zu einem Auftritt auf dem Glastonbury-Festival und das ist tatsächlich ziemlich beeindruckend, aber eben auch nur Teil der Legendenbildung, denn wie viel Mühe die Songs am Ende gekostet haben, ist schwer abzuschätzen. Spannender ist das Endergebnis, denn nicht ohne Grund ist das Londoner Quartett längst die Lieblings-Neuentdeckung der Indie-Kritiker.

Warum sie so beliebt sind, ist relativ schnell erklärt: Sänger Felix Bushe hat eine ähnlich juvenile Stimme wie beispielsweise Ezra Koenig von Vampire Weekend oder Avi Zahner-Isenberg a.k.a. Avi Buffalo. Die jugendliche Naivität schwingt in jedem der Indie-Pop-Songs mit, wird allerdings immer wieder durch zynische Zeilen gebrochen und gewinnt so eine doppelte Ebene, die die Liebeslieder bittersüß und zugleich gefährlich verführerisch macht. Musikalisch steht die E-Gitarre im Vordergrund, auch wenn Bass und Drums ihre Momente haben. Trotzdem sind es besonders funkige Licks wie auf „Embers“, die neben Bushes Stimme aus dem Gesamtkonstrukt herausstechen.

Ein Problem hat „A Dream Outside“ immer dann, wenn es zu plätschern beginnt. Die Melodien ziehen sich süß wie ein Blumenkranz in den Haaren der Sommerromanze durch eine gelbgoldene Honigmasse von Musik und wenn man kurz nicht aufpasst, sind Gengahr plötzlich nur noch Begleitmusik. Ob das schlimm ist, sei dahingestellt. Trotzdem verliert man auf lange Sicht doch ein bisschen zu häufig das Interesse an der Musik und schweift mit den Gedanken ab, während diese sanfte Indie-Brise einem durch Haare und Ohren fährt. Ob die Erfolgsgeschichte von Gengahr nach diesem Album ein jähes Ende findet, lässt sich nicht wirklich beantworten. Dafür ist die Euphorie in den einschlägigen Medien doch wesentlich zu hoch. Trotzdem ist „A Dream Outside“ in drei einfachen Worten vor allem eins: ein gutes Album.

Arne Lehrke

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