Rezension

Gaspard Augé & Mr. Oizo

Rubber OST


Highlights: Rubber // Polocaust // TV Slut
Genre: Soundtrack // Electro
Sounds Like: Justice // Digitalism // Sebastien Tellier // SebastiAn

VÖ: 12.11.2010

„Rubber“ – also den Film – zu beschreiben, ist eine fast übermenschliche Aufgabe, man muss ihn mit eigenen Augen gesehen haben. Allerdings kann es durchaus sein, dass man zwischendrin gelangweilt aufgibt. „Rubber“ ist der dritte Film von Quentin Dupieux, Quentin Dupieux ist Mr Oizo. (Kaum) weniger kompliziert als Dupieuxs Ode an das Sinnlose – den Rachefeldzug des Reifens „Rubber“ durch die amerikanische Wüste – in Worte zu fassen, ist es, Mr Oizos und Gaspard Augés Soundtrack zum Film zu besprechen.

Oizo und Augé – letzterer besser bekannt als 50 Prozent von Justice – geben sich einerseits alle Mühe, die Aufgabe eines Original-Scores ernsthaft umzusetzen, können andererseits aber ihren Hauptberuf als Produzenten elektronischer Musik nicht verleugnen. So gelingt ihnen „Rubber“ als außergewöhnlich harmonische Melange, als musikalischer Film aus einem Guss, der die treibende Kraft elektronischer Tanzmusik und die atmosphärische Dichte guter filmischer Klanglandschaften ohne Probleme miteinander zu verbinden vermag. Auch wenn manches Stückwerk bleibt, weil es im Film keines vollen Tracks bedurfte, überzeugt, wie die beiden Franzosen die Vielzahl ihrer Inspirationen hier verbinden, wie sie Electronica, New Classics, John-Carpenter-Momente, Motown-Sounds, Chanson, Space-Funk und Sci-Fi-Animé-Soundtracks in einen Topf werfen und ein einfach bezaubernd schmackhafter Eintopf herauskommt.

Es beginnt und endet alles mit reduzierter Melancholie, doch dazwischen … Einerseits wären da „Assault On Precinct 13“-Gedächtnis-Momente namens „Dump“ und „Bellyball Road“, typische instrumentale und orchestrale Soundtracknummern wie „Crows And Guts“ oder „No Reason“ sowie Sci-Fi-Synthesizer-Episoden („Sheila“, „Everything Is Fake“). Andererseits aber gibt es dann herrlich kitschige Spielereien wie „Racket” und klassische Mr-Oizo-Unsinnigkeiten (z. B. „Room 16“) und deren Variation durch Gaspard Augé (der Justice-Motown-Groove „TV Slut“). Aber wirklich wichtig für die Oizo-Augé-Ed-Banger-Freunde ist vermutlich, dass sich mit „Rubber“ und „Tricycle Express“ auch zwei partytaugliche Electro-Kracher auf dieser Soundtrack-Produktion befinden – die eigentlich aber wenig zur Gesamtqualität beitragen.

Warum sollte man diesen Soundtrack hören? No Reason. Warum sollte man den Film Rubber sehen? No Reason. Warum sollte ein Reifen einen Rachefeldzug machen? No Reason. Warum verlieben sich Menschen? No Reason. An Ode To No Reason – Rubber.

Oliver Bothe

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