Rezension

Gas

Box


Highlights: -
Genre: Ambient // Minimal Techno
Sounds Like: Pantha Du Prince // Tim Hecker

VÖ: 28.10.2016

„Box“ – 10 LPs und 4 CDs stark ist die Neuauflage eines Klassikers des Techno. Ende der 90er Jahre veröffentlichte Kompakt-Labelchef Wolfgang Voigt unter dem Pseudonym GAS visionären Minimal-Techno, der in der Folge vielen Nachahmern als Inspirationsquelle diente. Bereits 2008 erschien eine Zusammenschau des voigtschen Werks („Nah Und Fern“). Nun kommt mit den Alben „Zauberberg“, „Königsforst“ und „Pop“ eine weitere, leicht abgewandelte Retrospektive.

Begleitet werden die drei Alben diesmal von der seltenen 12“ „Oktember“ aus dem Jahr 1999. Darauf finden sich ein düster wummernder Titeltrack, dem gegenüber das frühlingshaft flirrende „Tal 90“ schon nahezu grotesk erscheint. Ein für Voigt ungewohnt starker Kontrast, der sein gesamtes Werk in seinen Extremen abbildet.

Bemerkenswert ist, dass GAS auch 16 Jahre nach seinem letzten Album „Pop“ nichts an Aktualität eingebüßt hat. Durch den zum Ambient schielenden Techno weht stets ein kühler Wind wie durch die zahlreichen Bäume eines dichten Waldes. Sein Werk wirkt daher wie ein aus der Ferne erklingender Rave. Selten erscheint Techno natürlicher und reiner, schon gar nicht in den 90ern. Wenn Jahre später Pantha Du Prince der Natur ganz explizit durch Field-Recordings eine Stimme gibt, so ist es bei Voigt vielmehr das Knistern der Schallplatten – mit denen er beispielsweise Werke klassischer Komponisten sampelt und verarbeitet –, in dem man das Knacken von Ästen vermuten mag, die sich unter Minimal-getränkten Beats zu biegen scheinen. Der viel bemühte Naturalismus zur Beschreibung ambientlastiger elektronischer Musik findet in Voigt einen seiner größten Vertreter. Nicht umsonst wird „Box“ durch ein Buch begleitet, das Fotos des Königsforster Waldes bei Köln beinhaltet.

Jonatan Biskamp

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