Rezension

Fritz Kalkbrenner

Sick Travellin'


Highlights: Get A Life // No Peace Of Mind // Little By Little
Genre: Techno // Pop
Sounds Like: Sascha Funke // Oliver Koletzki // International Pony // Paul Kalkbrenner

VÖ: 19.10.2012

Viele haben die Stadt mit dem dicken B schon besungen und ihr einen Stempel aufgedrückt. Wenn es aber darum geht, den Flair und vor allen Dingen auch den nächtlichen Lifestyle von Berlin zu vertonen, dann kann der musikalische Pate nur Fritz Kalkbrenner heißen – allerspätestens mit seinem nunmehr zweiten Album. Berlin, das ist eben doch nicht nur Berghain-Geboller oder Popkultur in den Straßencafés, sondern beides und noch einiges darüber hinaus. Fritz Kalkbrenner hat das bereits auf seinem Debütalbum begriffen und dort einen Schmelztiegel unterschiedlichster Clubmusik geschaffen. „Sick Travellin’“ spinnt diesen Faden in einem reiferen Maße weiter.

Natürlich bleibt Techno das Grundgerüst, auf dem Fritz Kalkbrenner seine Musik aufbaut. Nahezu alle Tracks lassen sich problemlos auf den Dancefloor projizieren und dennoch würden sie ebenfalls genauso gut bei der After Hour funktionieren. Oder zum Frühstück. Oder beim Café im Bistro. Der Pop ist allgegenwärtig, nicht zuletzt, weil auch mehr Songs mit Fritz’ unvergleichlichen Vocal-Parts ausgestattet sind. „Get A Life“, „Little By Little“ oder „No Peace Of Mind“ sind dann auch zwangsläufig die Highlights, mit denen “Sick Travellin’” punkten kann. Und erstmals hat man so ein wenig den Eindruck, dass die Gesangsleistung von Fritz Kalkbrenner seine Fähigkeiten als Musikproduzent ein wenig überholt hat.

Die Instrumental-Stücke kommen nämlich seltsam farblos und unspannend daher, fast so, als würde es sich dabei um zu lang geratene Interludes handeln. Vielleicht wollte sich Fritz Kalkbrenner noch nicht ganz von seinen Ursprüngen lossagen. So richtig mit dem Herzen scheint er aber gerade bei „Monte Rosa“ oder „Hummin’ Hills“ nicht mehr dabei gewesen zu sein. Dennoch ist „Sick Travellin’“ eine ähnlich runde Sache wie das Debüt geworden. Musikalisch und noch viel mehr als Songwriter entwickelt sich Fritz Kalkbrenner langsam, aber sicher zur einzig wahren Stimme Berlins, auch wenn da Beatsteaks-, Ärzte- und Seeed-Fans selbstverständlich anderer Meinung sein werden.

Benjamin Köhler

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