Rezension

Frank Ocean

Blonde


Highlights: Nikes // Pink + White // Ivy // Nights
Genre: R&B // Soul // Rap
Sounds Like: D'Angelo // Tyler, The Creator // Miguel // Childish Gambino // Kanye West

VÖ: 20.08.2016

Frank Ocean hat 2016 sein neues Album veröffentlicht. Diese an sich simple Ankündigung hat in der Tat großen Nachrichtenwert. Denn seit seinem eindrucksvollen Genremeilenstein "Channel Orange" sind vier Jahre ins Land gezogen. Vier Jahre, in denen Ocean immer wieder die vermeintliche Veröffentlichung des Nachfolgers ankündigte und diese Ankündigung dann wiederum verwarf. Nun ist es erschienen, gemeinsam mit einem Visual Album, das sich hauptsächlich aus Soundfetzen und Outtakes zusammensetzt. "Blonde" ist aber mitnichten das Album, das alle erwartet haben und dennoch oder gerade deswegen ein Meisterwerk.

Zunächst einmal ist das Album eine Manifestation der künstlerischen Freiheit, die Ocean sich um alles in der Welt bewahren will. Kunst findet bei Ocean zu seinen Bedingungen statt, von der Bestimmung eines Veröffentlichungstermins bis hin zum tatsächlichen Output. Ocean wollte kein Mainstream-R'n'B-Album erschaffen, das als klassischer Nachfolger zu "Channel Orange" dient. Stattdessen stand im Mittelpunkt die Wahrung der künstlerischen Integrität, der sich auch die zahlreichen Gaststars unterwerfen mussten, von Beyoncé über Kendrick bis hin zu Bon Iver, James Blake, André 3000, Yung Lean und Tyler, The Creator. Was in einem radiotauglichen Feature-Gemetzel hätte enden können, ist für Ocean nur Mittel zum Zweck. Sie alle müssen sich seiner künstlerischen Vision unterordnen. Und in dieser großen Vision sucht man Popsongs und Radiotauglichkeit vergebens. Stück für Stück werden Genregrenzen demontiert, die Stille und das Unstrukturierte zelebriert. Während "Channel Orange" die Entwicklung der Genres nachhaltig beeinflußt hat, sucht "Blonde" noch nach seinem Platz im großen Popkosmos und ist eines dieser Alben, die mit der Zeit ganz sicher wachsen.

Andreas Peters

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