Rezension

Emanuel And The Fear

Hands


Highlights: Meadowlands // Song For The Rain
Genre: orchestraler Indie-Rock // Pop // Folk
Sounds Like: The Most Serene Republic // Broken Social Scene // Arcade Fire // Sufjan Stevens // Queen // Bob Dylan // Son Lux

VÖ: 27.01.2012

Vieles wollte nicht so recht passen auf „Listen“, dem Debütalbum von Emanuel And The Fear. Zu groß, zu episch, zu zerfahren – dieses Album musste einfach daran scheitern, dass die Band aus Brooklyn sich zu viel vorgenommen hatte. Aber dass es bei einer elfköpfigen Band schnell mal etwas chaotisch werden kann, verwundert auch nicht.

Bei „Hands“, der neuen EP der Mannschaft rund um den jungen Emanuel Ayvas, sieht das schon wieder ganz anders aus. Fünf auf ihrer letzten Europa-Tour entstandene Songs haben sie hierfür in vier Tagen eingespielt – also der direkteste Weg von der Grundidee zum fertigen Song. Diese Herangehensweise an die Musik tut Emanuel And The Fear sichtlich gut, da sie ihnen hilft, ihre Ideen besser zu kanalisieren, die Songs nicht zu überladen und sie dadurch viel wirkungsvoller zu gestalten.

Nach dem starken Opener „Over And Over“, auf dem einem wieder einmal die nach wie vor etwas irritierende Kombination aus Flötenklängen, Streichern und E-Gitarren begegnet und dem leider wieder etwas verworrenen „Vampires“ wagen Emanuel And The Fear die Kehrtwendung. „Purple Sunless Sky“ beginnt zunächst einmal allein mit Emanuel Ayvas' einfachem, aber eindrücklichen Gesang, bevor sich ihm der Rest der Band anschließt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Hier übernehmen die Instrumente tatsächlich nur die Aufgabe, eine Klangkulisse zu erzeugen, ohne sich in ein wildes Finale hineinzusteigern. Mit der ähnlich feinsinnig instrumentierten schwelgerischen Ballade „Meadowlands“ erweitern Emanuel And The Fear ihr Spektrum um eine weitere Facette und zeigen dem Hörer, dass es bei ihnen nicht immer laut werden muss. Dass die Band in letzter Konsequenz mit ihrem „Song For The Rain“ den Abschluss der EP in einem Folksong ganz im Stile Bob Dylans sucht, überrascht dann auch nicht mehr. Strophe für Strophe sinniert Emanuel Ayvas über die Verkümmerung zwischenmenschlicher Kommunikation und entwirft mit seiner euphorisch miteinstimmenden Band eine Art musikalischen Gegenvorschlag.

Die neue EP von Emanuel And The Fear mag zunächst den Eindruck erwecken, dass hier Einiges nicht ganz zusammenpasst. Spätestens mit dem letzten Song wird jedoch klar, dass diese EP eine Momentaufnahme einer Band darstellt, die sich auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln befindet und ihre Hände in viele verschiedene Richtungen ausstreckt. Zwar ist der Einblick in diese Entwicklungsphase der Band von der Perfektion noch weit entfernt, doch darum geht es hier ja auch gar nicht. Man spürt dafür in jedem Moment die Dynamik, Energie und Spielfreude, die in Emanuel And The Fear steckt. Die entscheidende Frage ist nun wohl, für welche Richtung sich die Band auf ihrem nächsten Album entscheidet. Einige der vielen Möglichkeiten kennen wir ja nun.

Kilian Braungart

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Die gesamte EP im Stream:

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