Rezension

Eagle Seagull

The Year Of The How To Book


Highlights: You're The Reason Why I'm Afraid To Die // I'm Sorry But I'm Beginning To Hate Your Face // I Don't Know If People Hated Me But I Have Hated People // Coming Of The Plague
Genre: Indie // Disco-Pop
Sounds Like: Arcade Fire // The Cure // David Bowie

VÖ: 26.03.2010

Fast vier Jahre sind vergangen, seit das selbstbetitelte Debüt der Nebraskaner Eagle*Seagull seinen kleinen, aber bemerkenswerten Beitrag zum damaligen Musikgeschehen leistete. Ein Jahr nach Arcade Fires Großtat „Funeral“ griff dieses Album einige Stilelemente ihrer offensichtlichen Vorbilder auf, schuf aber ein solch leichtes und verspieltes Album, dass einem selbst nach dieser langen Zeitspanne direkt die großen Hits ins Ohr kommen, wenn man den Namen „Eagle Seagull“ liest. Ja, der Asterisk wurde über Bord geworfen, und auf dem Cover zu ihrem neuen Werk „The Year Of The How-To Book“ präsentiert sich die Band mit ihren langen Haarmähnen wie die früheren Kings Of Leon. Statt Hippie-Folk klingt ihr neues Album aber vor allem nach 80er-Pop – und der klingt leider häufig recht abgestanden.

Dabei scheint alles so gut loszugehen: Ob Zufall oder Kalkül – gleich zu Beginn bekommt man jene Songs zu hören, welche die Band schon vor Jahren auf Tour spielte. Mit diesem Nostalgie-Bonus macht der hymnische Opener „You’re The Reason Why I’m Afraid To Die“ natürlich besonders Spaß, aber es ist auch einfach ein guter Song. Eagle Seagull rollen den Song zum Ende hin noch einmal ganz neu auf und können sich nur schwer von dem sich mehrfach wiederholenden Refrain trennen. Es ist der Hang zum Pathos, der jedoch stets mit einem Augenzwinkern verbunden ist, der Eagle Seagull auszeichnet. Das aufgeregt hüpfende „I’m Sorry, But I’m Beginning To Hate Your Face“ funktioniert trotz etwas einfallsloser Drums, denen man im Laufe des Albums noch öfter begegnen wird, dank seiner Melodieseligkeit erstaunlich gut. In „You Can’t Call Yourself A Secret“ beginnen einen die Synthie-Streicher bereits ein wenig zu nerven. Das nachfolgende „I Don’t Know If People Hated Me But I Have Hated People” hingegen entpuppt sich als bärenstarke Dance-Ballade – ja, es mag widersprüchlich klingen, aber genau so hört sich der Song an, in dem Eli Mardock so gefühlvoll singt wie selten zuvor. Die ganze Last der Welt scheint auf seinen Schultern zu ruhen, und das nimmt man ihm ohne zu zögern ab.

Eagle Seagull machen es einem nicht einfach mit ihrem zweiten Album. Passagen, die einem störend auffallen, wechseln sich mit Songs ab, die man auf Anhieb in sein Herz schließt. Es ist eine Gratwanderung, die manchmal perfekt aufgeht, allerdings auch mal einen Schritt zu weit in Richtung Abgrund geht. Oft fehlt den Songs die Prägnanz und Leichtfüßigkeit des Vorgängers, und so schleppen sie sich manchmal uninspiriert voran. Der Sechsminüter „I Don’t Believe In Wars, But I Do Believe In Uniforms” beispielsweise zieht sich unendlich lange hin. Dranbleiben lohnt sich aber, denn „Coming Of The Plague“ mit seiner gewitzten Klaviermelodie offenbahrt sich am Ende des Albums als eines der großen Highlights.

Wirklich böse kann man Eagle Seagull für dieses Album nicht sein, dafür hat es zu viele Songs zu bieten, die einen nicht mehr loslassen. Und so war die Veröffentlichung dieses Albums sicherlich all den Ärger rund um insolvente Plattenfirmen und geplatzte Verträge wert, mit welchem sich die Band auseinandersetzen musste. Eagle Seagull sind zurück, wenn auch nicht so glorreich wie erhofft. Dennoch kann man froh sein, von dieser Band in Zukunft wieder mehr hören zu dürfen.

Kilian Braungart

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