Rezension

Drive-By Truckers

English Oceans


Highlights: When He’s Gone // Hearing Jimmy Loud // First Air Of Autumn
Genre: Southern Rock // Alternative Country // Classic Rock
Sounds Like: Uncle Tupelo // Neil Young // The Hold Steady // Lynyrd Skynyrd

VÖ: 28.02.2014

Sie haben zwölf Alben, eine Best-Of, ja sogar eine Sammlung von Verworfenem und Drittklassigem … und trotzdem kennen sie in Europa nur Eingeschworene. Sicher, mit Southern Rock macht man bei uns keine großen Sprünge; zu tief verbreitet ist das Klischee vom ständig stracken und rassistischen Redneck, der seinen Trailerpark mit der Allman Brothers Band terrorisiert. Natürlich ist eine solche Assoziation lächerlich. Die Drive-By Truckers bedienen sich zwar am Southern Rock als Vehikel für ihre Musik, konzentrieren sich allerdings eher auf den Loser von nebenan, der trotz zwei Jobs nicht über die Runden kommt, als dass sie das Second Amendment und die NRA beklatschen.

„English Oceans“ soll eine ach so oft beschworene Rückkehr zu den ach so wilden Anfangstagen darstellen. Also zurück in die gute alte Zeit, als die Bezahlung noch richtig mies war und das Büchsenbier noch gestochen wurde. Aber was nun droht, zu nostalgisch getünchter Sülze zu verkommen, ist natürlich doch ein weiteres tolles Album einer Band, die eh nichts so wirklich falsch machen kann. Sicher, „English Oceans“ erreicht weder den dramaturgischen Spannungsverlauf einer „Southern Rock Opera“ noch die Hitdichte von „Brighter Than Creation’s Dark“. Auch kratzt vieles, wie der Beginn des großartigen „Hearing Jimmy Loud“, am großen Kanon des Classic Rock (Neil Young… hust!). Doch gerade als dieses dann in einem Soloinferno abzustürzen droht, patzt der Gitarreneinsatz. Kleinigkeiten wie diese zeigen, dass hier glücklicherweise nicht Lynyrd Skynyrd, sondern bloß geniale Dilettanten werkeln.

Die Drive-By Truckers sind immer noch die Band, die sowohl Honest John, dem alkoholkranken Bücherwurm als auch dem schießwütigen Redneck ein Tränchen abknöpfen und sie später gemeinsam die Fäuste gegen sämtliche Establishments der Welt schwingen lassen. Eigentlich wie The Hold Steady, nur ohne ironische Brechung und mit fett aufgemotztem Pickup. Sicher, auch „English Oceans“ wird der Band nicht in Europa zum großen Durchbruch verhelfen – und das ist eigentlich ganz gut so. Für immer Underdog.

Yves Weber

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