Rezension
Dorfdisko
Kurz Vor Malmø
Highlights: Fest Zusammen // Kurz Vor Malmø
Genre: Pop
Sounds Like: Virginia Jetzt! // Anajo // Schrottgrenze // Hund Am Strand
VÖ: 30.06.2006
Es gibt Rezensionen, die will man am liebsten auf jemand anderen abwälzen. Das kann viele Gründe haben, aber das Worst Case Scenario ist, wenn die zu rezensierende Band mit dem eigenen Onlinemagazin befreundet ist und ein bestenfalls durchschnittliches Album abliefert. Was tun? Die positiven Seiten besonders ins Licht rücken oder gnadenlos die Meinung geigen? Eine unangenehme Situation ist das fürwahr. Das Promoexemplar liegt aber nun hier und nicht irgendwo anders und deshalb heißt es Augen zu und durch.
Wie war das noch gleich? Aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten? Im Vergleich zum Debütalbum machen die sympathischen Jungs aus der Domstadt nämlich nur unwesentlich weniger davon. Es sind nur winzige Schritte mit denen sich die Band vorwärtsbewegt. Ein Tempo, welches heutzutage einfach zu langsam ist. Während die großen Namen wie Tocotronic, Tomte oder Kettcar schon längst über der Ziellinie sind, werden Dorfdisko von Schrottgrenze, Voltaire und anderen eingeholt und haben Mühe damit, nicht vom Besenwagen eingesammelt zu werden.
Woran es genau liegt, lässt sich schwer in Worte fassen. Im Grunde ist „Kurz Vor Malmø“ ein weiteres, grundsolides Popalbum mit vielen ansprechenden Melodien und unpeinlichen Texten. Sänger Daniel Roth hat sich diesmal sogar bemüht nicht zu sehr aufgesetzt zu klingen, was voll und ganz gelungen ist. Mit dem neuen Bassisten David Oesterling kam zudem auch noch frisches Blut in die Band. Vielleicht sind Dorfdisko einfach zu unspektakulär, zu glattgebügelt, zu nett... 3 Euro ins Phrasenschwein geworfen: Es fehlt das vielgepriesene Salz in der Suppe.
Es ist wie Musik hören und Hausaufgaben machen gleichzeitig. Ein Album rauscht durch den Kopf und ab und zu bleibt dann was hängen. Die meisten Widerhaken dürfte dabei ganz klar „Fest Zusammen“ haben. Eine schöne Gitarrenmelodie macht Luftsprünge auf dem Trommelfell, während der Refrain für den nötigen Drive sorgt. So haben wir uns das vorgestellt! Leider bleibt es aber bei diesem einen Ausreißer nach ganz oben. Punkten kann man ansonsten nur noch durch fremde Hilfe. Da veredelt zum einen Klee-Sängerin Suzie Kerstgens den Titeltrack mit ihrer feenhaften Stimme, und für den Schlussakkord „Hilferuf“ hat man dann sogar ein ganzes Orchester ins Boot geholt. Das ist gut so, das ist legitim. Aber irgendwann muss man beweisen, dass es auch alleine geht. Möglichst gleich heute, denn morgen könnte schon viel zu spät sein.
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