Rezension

DJ Kentaro

Enter


Highlights: Rainy Day // Handmade Gift
Genre: Turntablism
Sounds Like: Coldcut // Kid Koala // Avalanches // New Flesh

VÖ: 20.04.2007

Wenn ein DJ-Weltmeister - jemand, der also vor allem ein Showtalent ist - wenn solch ein Künstler ein Album veröffentlicht, kann das eines voller Spielereien, gefüllt mit Albernheiten und halbgarer Ideen werden. Andererseits könnte es einfach als eine Mix- oder Remix-CD enden.

Letzteres hatte der Japaner DJ Kentaro jedoch bereits mit „On The Wheels Of Solid Steel“ vorgelegt, weshalb es wohl in den Augen des ehemaligen DJ-Weltmeisters Zeit wurde, sein Talent als Produzent auf einem Album zu präsentieren. „Enter“ heißt sein Debüt als Artist/Producer.

Dabei produziert Kentaro sich und seine Gäste (u. a. Spank Rock, The Pharcycde und New Flesh) einmal quer durch die so genannte Black Music, wobei sich das Schwarz ebenso auf das Vinyl als auf Hip Hop, R’n’B, Drum’n’Bass, Jungle etc. bezieht. Damit sticht „Enter“ natürlich nicht aus dem Genre des Turntablism heraus, zeigt sich insgesamt jedoch deutlich harmonischer als das etwa vor einem Jahr erschienene „Sound Mirrors“ von Coldcut. Dieses war eine reine Ansammlung guter Tracks. Kentaros Debüt ist dagegen ein echtes Album-Album mit einem überraschendem Spannungsbogen. Soulige und funkige Nummern steigern sich im ersten Drittel bis hin zu „Rainy Day“. Allein dieser Track – mit New Flesh – macht das Album hörenswert. Frisch aus dem Dschungel findet sich eine D’n’B-Attacke erster Güte, die alles besitzt, was das Genre ausmacht. Allein stehend wirkte der Track sicher altmodisch, in der Ablaufkombination des Albums abgespielt – also auf den ruhigen Dub-Reggae von „Tasogare Highway High (Bass Wanna Be A Singer)“ folgend, und dem Soundsystem Reggae von „Handmade Gift“ vorhergehend – bläst es dein Gehör weg und lässt dich begeistert zurück. „Handmade Gift“ ist dann tatsächlich auch schon der zweite Höhepunkt des Albums. Diesmal weniger aufgrund der Partytauglichkeit, sondern mehr, da es Kentaro gelingt, Computereffekte und Live-Reggae-Instrumentierung – inklusive Steel-Drum – harmonisch mit einander zu verbinden.

Die Qualität des Albums macht dann einmal mehr aus, dass selbst ein Dancefloor-Breakbeat-Jazz-Track wie „Harvest Dance“ sich in ein Gesamtkonzept eingliedert und nicht als Klotz in der Mitte heraussticht. Auch das zweite Albumdrittel beschließt Kentaro mit einem Drum’n’Bass-Track erster Güte („Trust“). Ein Glück für das Album ist des Weiteren, dass sich der DJ und Turntable-Meister damit zurückhält, sich auf seinem ursprünglichen Arbeitsfeld zu beweisen. Nach zwei Proto-HipHop-Tracks („Let It Go feat. Fat Jon“, „Hatsuyume feat. Hunger“) ist jedoch „Grateful To You“ zum Abschluss ein Turntable Sampler’n’Cuts’n’Scratches Outro zum Dank an uns, bzw. an die Möglichkeit, das Album zu veröffentlichen.

Alles in allem ein gutes bis sehr gutes Turntablism-Album und ein noch besseres Debüt. Ob es auch Käufer finden wird? Ich gönne es Kentaro, doch zweifle ich ein wenig daran, leider.

Oliver Bothe

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