Rezension

Dirty Three

Toward The Low Sun


Highlights: -
Genre: Instrumentalrock // Postrock // Jazz
Sounds Like: Gastr Del Sol // The Sea And Cake // June Of 44

VÖ: 24.02.2012

Still. Leise. Vernehmbar. Steigernd. Laut. Lauter. Am lautesten. Verebbend. Still. Postrock in einer Nussschale. Ein zehnminütiger Crescendo. Trotz der Vorsilbe stagniert kaum ein anderes Musikgenre seit den Neunzigerjahren so sehr. Dirty Three werden an diesem Zustand nichts ändern. Obwohl sich die Australier seit der Veröffentlichung von “Cinder” sieben Jahre Zeit gelassen haben, klingt “Toward The Low Sun” in erster Linie nach Dirty Three.

Dirty Three haben zwar mit der ausgeleierten Laut-Leise-Dynamik nichts am Hut, trotzdem scheinen auch sie vom Postrock-Dilemma, dem Rückgriff auf ein längst nicht mehr progressives Repertoire an Standardtricks, betroffen: Das klingt alles spätestens seit “Horse Stories” von 1996 verdammt auswechselbar. Dabei macht gerade der Opener “Furnace Skies” Hoffnung, die Band hätte ihren Klang weiterentwickelt. Die Kombination aus Violine, Drums und elektrischer Gitarre schafft eine ungewohnt hektische, beklemmende Atmosphäre, was vor allem am jazzigen Schlagzeug und der stoischen Gitarrenlinie liegt, die dem Lied eine hypnotische Atmosphäre verleiht. Die restlichen Lieder rudern zurück. Hier werden die von Dirty Three längst standardisierten und erprobten Bausteine bloß rekombiniert: Elegische Geigen, sanfte Klavierklänge und eine Rhythmussektion, die in Sachen Leichtigkeit und Abwechslungsreichtum starke Parallelen zum Free Jazz aufweist. Der Soundtrack zu einer ehrlich schönen Fahrstuhlfahrt.

Die einzelnen Lieder unterscheiden sich so wenig wie die einzelnen Alben. Gehört haben sollte man die Band trotzdem, schließlich klingt ihr Mikrokosmos – im Gegensatz zu 99% der restlichen Postrock-Virtuosen – vollkommen einzigartig. Ein Album der Dirty Three sollte jeder Postrock-Affine schon besitzen. Ob es nun “Toward The Low Sun” oder sonst eins ist, macht keinen Unterschied.

Yves Weber

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www.npr.org

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