Rezension
Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen
Rüttel Mal Am Käfig, Die Affen Sollen Was Machen
Highlights: Die Affen Sind Unruhig // Wärst Du Nicht Hier
Genre: Northern Soul // Beat
Sounds Like: Superpunk // Four Tops // Angelika Express
VÖ: 15.01.2016
Das Dilettantentum professionalisieren – geht das? Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen versuchen es mit ihrem Northern Soul zumindest. Die kleine Französischstunde (Amateur heißt Liebhaber) gab es bereits auf „Alle Ampeln Sind Gelb“ und gehört womöglich zur nötigen Vorbildung, um „Rüttel Mal Am Käfig, Die Affen Sollen Was Machen“ rezipieren zu können. Die Gentlemen gehen diesen Weg nämlich weiter: Noch schrulliger! Noch gewollter charmant-amateurhaft! Oder einfach... jetzt auch wirklich schlechter.
Denn wirklich sinnig ist es eigentlich nicht, auf einmal Dinge falsch zu machen, die Carsten Friedrichs mit Superpunk schon 15 Jahre zuvor ganz richtig machte: Zum Beispiel bei seinen Texten drauf zu achten, dass diese hinsichtlich Reimniveau und Holprigkeit des Metrums zumindest ansatzweise jenen Gedichten überlegen sind, die alte Tanten für Hochzeitsfeiern schreiben. Das verdirbt auf dem dritten Album der Liga so manchen Song. „Mrs. Svendsens Heim Für Esel“ zum Beispiel, das ansonsten auch ohne eingebauten Kinderreim ganz schnuffig wäre.
Auch inhaltlich steht diese kleine Ode auf Englands beste Eselmama erneut stellvertretend für die Texte Friedrichs, der mit den Gentlemen immer mal wieder Menschen und ihre Vita thematisiert, die die Welt zu (un?-)recht nicht kennt: Qualitätsregisseur Werner Enke war das auf „Alle Ampeln Auf Gelb“, nun ist es Rennwagenfahrer Rolf Wütherich. Ansonsten wird weiter zwischen Selbststilisierung als Außenseiter und Selbstakzeptanz changiert – „Die Ganze Welt Ist Gegen Mich“ hier, „Ich Bin Gut Genug Für Dich“ da. Das hat ein bis anderthalb Alben lang ganz herrlich funktioniert, ist mittlerweile aber selten noch so sehr auf den Punkt gebracht wie auf dem Debüt der Gentlemen. So ist ein Highlight von „RMAK, DASWM“ dann auch „Die Affen Sind Unruhig“ – ein Beat-Instrumentalsong, der im Kopf hängenbleibt, doch gleichzeitig in die Beine geht und etwas ganz Bestimmtes eben nicht ist: dilettantisch. Nur mal so zum drüber Nachdenken.
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Rezension zu "Alle Ampeln Auf Gelb" (2014)
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