Rezension

Die Höchste Eisenbahn

Schau In Den Lauf Hase


Highlights: Aliens // Raus Aufs Land // Pullover // Die Uhren Am Hauptbahnhof
Genre: Pop
Sounds Like: Tele // Gisbert Zu Knyphausen

VÖ: 08.11.2013

Es gibt offensichtliche Fehler, die eine Band machen kann. Ein eher unoffensichtlicher wiederum kann es sein, zu Beginn der Bandkarriere einfach mal eine sehr gute EP herauszubringen. Man nehme Die Höchste Eisenbahn: Was die Idee eines Projektes aus Francesco Wilking, Frontmann der einst fantastischen Tele, und dem wunderbaren Moritz Krämer versprach, löste 2012 die EP „Unzufrieden“ ein, mit dem besinnlichen Retrostück „Tschernobyl“, „Jan Ist Unzufrieden“ für die Tele-Best-Of und selbst Judith Holofernes fand auf „Vergangenheit“ die perfekte Rolle. Dann „Was Machst Du Dann“, die erste Single des Debütalbums „Schau In Den Lauf, Hase“ – ein Song, für dessen Kinderchor man eigentlich Save The Children kontaktieren möchte.

In seiner Gesamtheit liegt „Schau In Den Lauf Hase“ qualitativ zwischen EP und Single, musikalisch wird sich nicht allzu weit aus Wilkings und Krämers jeweiligem Kosmos entfernt: Streicher finden verhältnismäßig oft ihren Weg in die Songs, die der Gefahr des buchstäblichen „Vergeigtwerdens“ aber zumeist entkommen; die bereits 2012 in „Tschernobyl“ inhaltlich behandelten 80er schleichen sich ebenso ein – die Discomanier im texlich überragenden Opener „Egal Wohin“ vermag noch zu gefallen, aber auf wessen Konto geht wohl der Softporno-Vibe aus „Allen Gefallen“?

Am besten bleiben Krämer und Wilking nämlich auch bei ihrem neuen Projekt dann, wenn sie alltägliche Geschichten zu so melancholischen wie simpel gehaltenen Popsongs erzählen – das kann wie im abschließenden „Die Uhren Am Hauptbahnhof“ sogar hin und wieder große Gesten vertragen, kommt aber beispielsweise auf „Pullover“ auch sehr gut ohne diese aus. Und obwohl das Album so im Großen und Ganzen einen teils durchwachsenen Eindruck hinterlässt, bietet es Francesco Wilking und Moritz Krämer etwas, das sie zuvor kaum hatten: Raum nach oben.

Jan Martens

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