Rezension

Daughter

Not To Disappear


Highlights: New Ways // Doing The Right Thing // How // No Care
Genre: Songwriter // Dreampop
Sounds Like: Beach House // Mazzy Star // Warpaint // Keaton Henson // The XX

VÖ: 15.01.2016

Oft ist es das zweite Album, welches einer Band Schwierigkeiten bereiten kann. Das erste Album war ein Erfolg, doch was kommt jetzt? Wie geht der Weg weiter? Im Falle von Daughter ist das anders. Die dreiköpfige Band um die bezaubernde Elena Tonra hatte schon mit den beiden EPs vor dem Debütalbum von sich hören gemacht, vor allem durch das zerbrechliche Jugend-Zeitbild „Youth“. Hier war es dann schon das Debütalbum „If You Leave“, das den hohen Erwartungen nicht wirklich gerecht werden mochte. Das auf der „The Wild Youth“-EP noch so bezaubernd simple „Youth“ klang etwas überproduziert auf einmal etwa nicht mehr ganz so feinfühlig. „Not To Disappear“, das zweite Album der Band, fühlt sich nun an wie eine Art Befreiung.

Die Band hat sich für das Album so richtig Zeit genommen, das spürt man als Hörer. Ein solch dichtes Werk, sowohl emotional als auch kompositorisch und produktionstechnisch, also ein Album, auf dem auf all diesen drei Ebenen nahezu alles am richtigen Fleck gelandet ist, findet man selten: Es ist eine wahre Wonne. Mit dem ersten Song „New Ways“ und der dunklen Gitarrenlinie auf eindrücklichem Beat wird der Hörende in das Album hineingesogen, und erst mit dem letzten Song wieder in die Welt entlassen. Hier sind so viele unglaublich gute Klänge zu hören, dass es müßig ist, auf einzelne einzugehen, so stimmig ist die Platte. Nahezu jeder Song hat einen Wow-Moment, einen extrem guten, zurückhaltenden Beat – gerade die elektronischen Elemente sind sehr stark – zu dem dann eine einfache, aber genau treffende Gitarre – Akkorde oder Melodie – einsetzt, oder andersherum.

Dazu führt Elena Tonra zerbrechlich und emotional mitreißend durch die Platte. Die Texte zweifeln, hadern, offenbaren tiefe Gefühle – Tonra offenbart sich den Hörenden vollkommen. „I hate dreaming of being with you“ seufzt sie in „Alone With You“ etwa, ein Satz, der die Gefühlswelt einer Platte, die „Not To Disappear“ heißt, gut widerspiegelt. Eindrucksvoll mähen elektronische Klänge über Tonras Verzweiflung. Ganz stark sind Daughter in Laut-Leise- sowie Tempo-Dynamiken (siehe „No Care“), diese sind sehr clever ausgefeilt und die Musik verliert so nie an Spannung. Die mögliche Schwierigkeit solch tief emotionaler Musik, ausschließlich zu versinken, wird so ausgehebelt. „How“ etwa ist jetzt schon einer der Songs des Jahres – was für eine Hymne. Wenn Tonra über die lässige Basslinie in den Strophen singt – wow, diese Stimme – dann eröffnen sich ganz neue Sphären, in die der Hörende im Refrain heraufgezogen wird. So früh im Jahr schon ein solches Meisterwerk – selten klang Verzweiflung und emotionale Tiefe zugleich so beflügelnd.

Daniel Waldhuber

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