Rezension
Common
Universal Mind Control
Highlights: Universal Mind Control // Gladiator
Genre: Hip Hop
Sounds Like: Pharrell // P-Diddy // Kanye West
VÖ: 05.12.2008
Hip Hop: das sinkende Schiff. Kaum einer interessiert sich noch dafür und viele Künstler wenden sich jetzt auch noch selbst von ihrem heißgeliebten Genre ab. Oder verfremden es so sehr, dass man es kaum noch als Hip Hop bezeichnen möchte. So zuletzt auch Kanye West. Common will es seinem Buddy gleichtun und setzt seinen Kredit als Reimpoet und Soulbrother aufs Spiel, um als „The Future Of Hip-Hop“ (dieser Titel prankt als Aufkleber auf dem neuen Album) den Karren doch noch aus dem Dreck zu ziehen. Wenn das mal nicht in die Hose geht...
Doch zunächst noch fleißig Namedropping betreiben. The Neptunes sind dieses mal als Produzententeam am Start. Nur logisch, wenn man elektronisch angehauchte Beats haben will, die Anno 2008 das Nonplusultra darstellen und im Club das Tanzparkett wegburnen. Kanye West wird zwar noch offiziell als Co-Producer vermerkt, dürfte aber neben einem Gastauftritt nicht mehr allzu viel mit „Universal Mind Control“ zu tun gehabt haben. Weitere Features gibt es zudem noch von Cee-Lo, Pharrell, Chester French, Martina Topley-Bird und tatsächlich auch von Commons Tochter!
Der Opener ist zugleich auch der Titelsong, der gleich mal zeigt, wo es lang geht. Typisch futuristischer Sound der Neptunes trifft auf den begnadeten Wortakrobat Common. Im ersten Versuch klingt das wie eine perfekte Mischung. Doch bereits bei „Punch Drunk Love“ blättert die schöne Fassade gewaltig: hier noch nicht musikalisch, da sich der Song eher an beinahe oldschoole Hip Hop Beats und Samples orientiert, sondern, welch Überraschung, textlich! Common legt ein ungewohntes Muckertum an den Tag, das so überhaupt nicht zu ihm passt. Auch „Make My Day“ und „Sex 4 Suga“ sind lyrisch extremst flach. Was ist da bloß los?
Dazu bekommt man im fortlaufenden Verlauf des Albums das Gefühl, das sich Common mit aller Macht in ein Korsett hineinzwängen will, in das er beim besten Willen nicht hineinpasst. Sämtliche Wärme, die Commons Werke bisher ausgezeichnet hat, ist mit einem Schlag verschwunden. Mechanische Beats und Elektrosamples bestimmen das Geschehen und verwandeln Common in eine Marionette, um sich selbst mitzuteilen. Ausgerechnet „Change“, die einzige Nummer mit Wiedererkennungswert, verkommt dann noch zu einer etwas peinlichen Obama-Hommage. Common bewirkt mit „Universal Mind Control“ genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich wollte: dem Patienten Hip Hop neues Leben einimpfen. Erreicht hat er stattdessen seinen Herzstillstand.
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