Rezension

Cold Cave

Cherish The Light Years


Highlights: The Great Pan Is Dead // Underworld USA // Icons Of Summer // Burning Sage
Genre: New Wave // Synthie Pop // Dark Wave
Sounds Like: New Order // Depeche Mode // The Cure

VÖ: 01.04.2011

Was jede „New York Hardcore“-Band seit Jahrzehnten skandiert, sollte spätestens seit der Gründung von Cold Cave auch zu Wesley Isold vorgedrungen sein: Blut ist dicker als Wasser. Und obwohl der Frontman der seit 2008 existierenden „New Wave“-Band sämtliches Gecore längst abgelegt hat, bleibt er, zumindest für die Fans auf Youtube und in einschlägigen Szeneforen, auf ewig der eindimensionale Hardcore-Shouter von American Nightmare/Give Up The Ghost. Das ist besonders deshalb paradox, weil gerade diese Band stets darum bemüht war, sämtliche Szeneklischees zu vermeiden.

Dabei sind Cold Cave nicht mal progressiv, vielmehr orientiert sich der Sound der Band am Synthie-Pop der Achtziger mit starkem „Dark Wave“-Einschlag. Und gerade hier liegt wohl auch das Hauptproblem für einen Großteil der alten Fans, schließlich stellt diese effeminierte Musik doch den absoluten Gegenpol zur aufplusternden Kraftmeierei von Hardcore-Bands dar. Dabei kann man Cold Cave trotz aller Rückwärtsgewandtheit keinen Stillstand vorwerfen: Klonte das Vorgängeralbum „Love Comes Close“ und insbesondere der Titelsong, welcher sich vollkommen ungeniert bei „Your Silent Face“ bediente, noch unverblümt den frühen New-Order-Sound, wird auf „Cherish The Light Years“ alles dunkler und intensiver. Bereits der Opener „The Great Pan Is Dead“ hat den leicht verweichlichten „New Romantics“-Sound des Vorgängers längst hinter sich gelassen und klingt besonders durch die treibende Drum Machine und überlagerte Synthies aggressiver als alles, was die Band bisher aufgenommen hat.

Auch beim zweiten Song „Pacing Around The Church“ wird dieses erhöhte Tempo beibehalten. Erst „Confetti“ und „Catacombs“ schalten zurück und erfüllen das leidige New-Order-Klischee, selbst die Aufnahme erinnert hier an „Low Life“. Glücklicherweise bilden diese direkten Plagiate die Ausnahme. „Cherish The Light Years“ nutzt das derzeitige Gothic-Revival und reappropriiert den Dark-Wave-Sound für hippe Indiekids. „Underworld USA“ und insbesondere „Burning Sage“ sind im wahrsten Sinne des Wortes Industrial: Hier dröhnt, hämmert und stampft es wie in einem englischen Stahlwerk. Das tanzbare „Icons Of Summer“ dagegen greift auf Chiptune-Elemente zurück, um Wiedererkennbarkeit herzustellen. Cold Cave sind also immer noch keine wirklich innovative Band, lediglich die Anzahl und Unterschiedlichkeit der Einflüsse wurde erhöht.

Obwohl einige Songs wie die Single „Villains Of The Moon“ in ihrer Eingängigkeit fast aufdringlich und kalkuliert wirken, ist „Cherish The Light Years“, verglichen mit dem nuancenlosen Debüt, ein durchschlagender Erfolg. Es mag erschreckend erscheinen, wie sehr die Trenddiktatoren einen an der Leine führen, damit man freiwillig vom Indie-Snob zur Dark-Wave-Fledermaus mutiert. Und trotzdem macht das neue Cold-Cave-Album, gerade wenn man diese Lächerlichkeit mit der nötigen Distanz betrachtet, unbestreitbar Spaß. Kajalstrich nachziehen und schwarzen Lippenstift auftragen: Die Nacht gehört dir!

Yves Weber

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MySpace-Seite von Cold Cave
http://www.myspace.com/coldcave

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