Rezension

Chuckamuck

Jiles


Highlights: Jeanie Reynolds // 354 722 384 // Karl Egal
Genre: Lo-Fi Garagenrock // Kindercountry // Powerpop
Sounds Like: The Ramones // Beach Boys // The Libertines

VÖ: 19.04.2013

Per Anhalter nach Amsterdam, mit Dosenbier ins Kornfeld fläzen und das ganze bitte im 90er-Jahre-Teeniefilm-Outfit – Chuckamuck bedienen sich bei ihrem neuen Album „Jiles“ jeglicher Klischees der tot geglaubten Teenage-Rebell-Spaßgeneration.

Kindliches Übertrumpfen („Mein Fahrrad Ist Schneller Wie Deins“), gepaart mit ramonesartigen Schrammelgitarren und Doo-Wop-Melodien („354 722 384“), eignen sich perfekt zum Mitgrölen und im Kiddie-Mosh-Pit treiben lassen. Chuckamuck, die ihr Genre selbst als „Kindercountry“ überschreiben, glorifizieren den Klein-Jungen-Traum vom Tourleben in sepia, mit den uralten Themen Bier, Kippen, Frauen – hier wohl eher Mittelstufenmädels – und werden als erfrischend jung und rebellisch gefeiert, fernab von all der überproduzierten Computermusik ihrer digital sozialisierten Alterskollegen. Herrlich unschuldige Texte über Popcorn, Coffeshops und Karussellfahrten klingen nach aufregendem Afterschool-Spaß im Beachboys Style und das schnell in der Freistunde noch zusammengekritzelte Artwork trägt seinen Teil dazu bei. Das Konzept scheint aufzugehen. Kein Geringerer als Moses Schneider (Tocotronic, Beatsteaks) produzierte die neue Platte der vier Berliner Streuner.

Authentizität ist das große Stichwort. Echte Gitarren und Texte über Slackertum und Dilettantismus, die von Sänger Oskas ehrlich durchgefeiert klingender Stimme mit einem gewissen Lo-Fi-Charme vorgetragen werden. So viel postpubertäres Herzblut lässt in nostalgischer Wehmut an Konzertabende im Pfarrzentrum zurückdenken, als man noch in Chucks und Che-Guevara-T-Shirt nach dem Jugendgottesdienst, wohlig beschwipst von Beck’s Green Lemon, den lokalen Schülerbands gelauscht hat, während man hustend den ersten Joint weitergab. Das Schülerband-Image wollen die vier Schulfreunde jedoch hinter sich lassen. „Bei Schülerbands ist die Musik doch nur Nebensache, ein Hobby, bei uns ist die Schule Nebensache ...“, so eine Aussage zum 2011 erschienenen Debüt „Wild For Adventure“. Gut, wenn Papi und der Schuldirektor im selben Golfclub sind, ist das natürlich auch gar kein Thema. Zugegebenermaßen, ein bisschen Rich-Kids-Attitüde kann man den Jungs nicht ganz absprechen.

Dennoch, die Schule ist geschafft, der Winter ist vorbei und anscheinend macht die Jugend wieder richtige Musik. Gute-Laune-Powerpop in hipper Retro-Optik, der nach dem endlosen Sonnenentzug sicherlich funktionieren wird – zumindest für diejenigen von uns, die ohne gefälschten Ausweis noch nicht in die richtigen Clubs reinkommen.

Laura Aha

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