Rezension

Chaim

Alive


Highlights: Love Rehab // Naturalness // Popsky
Genre: Techno // House
Sounds Like: Agoria // Snax // Ellen Allien // Brian Cares // Skatebård

VÖ: 11.02.2011

Die musikalische Offenheit, die das veröffentlichende Label BPitch Control ausmacht, verströmt auch Chaims Debüt-Album „Alive“. Zwar konzentriert sich der Israeli Chaim Avital eindeutig auf die vokal-verfeinerte Variante eines clubtauglichen House-Klangs, aber nutzt gleichzeitig die Weite der Möglichkeiten dieses Konzepts aus.

Die Albumeröffnung „Rain“ steht durchaus beispielhaft für Klang und Qualitäten des Albums. Melodisch und tanzbar lässt er uns warm werden mit seiner Musik, die den Beat in den Vordergrund stellt, hinter dem sich die Harmonie, die Melodik der Arrangements entfalten kann. Ähnlich schön – und leider in mancher Hinsicht auch unspektakulär – folgt „U & Eye“. Allerdings wird die Schraube ein wenig angezogen, die Spannung erhöht, und die Tanzflächenreize werden stärker betont. Ein latent orientalischer Charme setzt zusätzliche Akzente. Auch „Everything“ steigert die Intensität weiter, setzt den Körper in Bewegung, begnügt sich aber mit dieser funktionalen Effektivität. Den durchschlagenden Erfolg in der Körperbewegung erreicht vor allem eine frühe Veröffentlichung Chaims, die sich hier auf das Album verirrt: „Popsky“ überzeugt als ravige Clubnummer ohne peinliche Übertreibungen.

Die Mitte des Albums ist dann von einer leichten Poppigkeit geprägt. Heraus ragt dabei das catchy, die Melodien leicht kitschig entgleiten lassende „Love Rehab“, das in gewissem Sinne Augenzwinkern in Musik verwandelt. Einfachen Tanzflächen-Funk-Pop gibt es dagegen in „Wish“ zu hören. Ebenfalls mit gehörigem Popappeal erklingen die beiden einerseits soulig-warmen, andererseits luftig-leichten Nummern „Naturalness“ und „Who Said That“. Vor allem ersteres überzeugt mit seinen mitreißenden, hüpfenden Beatkonstrukten.

Das abschließende „People Can Talk“ mag das Problem von „Alive“ beispielhaft verdeutlichen. Chaim macht alles richtig, schafft eine – über das Album gesehen viele – effektive Clubnummer, die einfach gut inszeniert ist, nutzt seine Möglichkeiten im besten Sinne, vergisst dabei aber, uns zu überraschen, sich aus der Vielzahl der clubtauglichen Tracks anderer Künstler herauszuheben. Die Melodieflächen in „People Can Talk“ lassen in ihrer scheinbaren Vertrautheit zwar aufhorchen, aber das bleibt eine momentane Reaktion. So ist „Alive“ ein gutes Album, aber eben nicht mehr.

Oliver Bothe

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