Rezension
Chad VanGaalen
Soft Airplane
Highlights: Willow Tree // Bones Of Man // Poisonous Heads // Rabid Bits Of Time
Genre: Pop // Folk // Experimental
Sounds Like: Of Montreal // Flaming Lips // Sufjan Stevens // Destroyer
VÖ: 09.09.2008
Wenn irgendjemand die Bezeichnung Songwriter verdient, dann wohl Chad VanGaalen. Wer gefühlte hundert Instrumente beherrscht und die geschriebenen Songs mit einer alten Bandmaschine und einer Kompaktanlage im heimischen Keller selbst aufnimmt, der darf sich zurecht Songwriter nennen! Genauso bunt wie das Cover ist auch die Musik von Chad VanGaalen (der übrigens aus Calgary stammt, nur damit keine falschen Rückschlüsse aufgrund des Nachnamens aufkommen…). Genau das ist auch der Hauptgrund, warum „Soft Airplane“ so unheimlich viel Spaß macht und nach kurzer Zeit schon ein extremes Suchtverhalten nach dem Album auftritt.
Schlitzohrigerweise hat Chad VanGaalen die beiden größten Earcatcher des Albums gleich an den Anfang gestellt. Man kann gar nicht anders als danach die gesamte Platte durchlaufen zu lassen. Der folkige Opener „Willow Tree“ schlurft so dermaßen charmant daher, dass sofort Assoziationen zu Sufjan Stevens aufkommen. Eine falsche Fährte, denn das anschließende „Bones Of Man“ gibt den coolen Blueser und haut mit Synthiesolo und Klarinetten eine Kerbe in jede Klischeevorstellung, die man von Blues haben kann.
Chad VanGaalen schert sich einen Dreck um gängige Songkonventionen und das ist gut so. Wann immer es geht, schlägt er Haken und führt das Lied in eine völlig andere Richtung als man erwartet hat. Der hypnotische Stampfer „Poisonous Heads“ mahnt sich beispielsweise erst bitterböse an, lässt aber dann einen Refrain vom Stapel, der in Sachen Wahnsinn auch von den Flaming Lips hätte stammen können. Gerade weil die Songs auch fast immer um ein Gerüst von Schlagzeugbeats, Loops und Synthies aufgebaut sind, hat Chad VanGaalen viel Spielraum, andere Instrumente einzustreuen, oder wie im Falle der Psychodancenummer „TMNT Mask“ auch mal ganz darauf zu verzichten.
VanGaalen´s zerbrechliche Stimme kommt immer dann am Besten zur Geltung, wenn es langsamer und ruhiger wird. „Molten Light“, ein morbider Abschiedsgruß an eine Exfreundin, wirkt da erschreckend glaubhaft und das umwerfend schöne „Rabid Bits Of Time“ ist einer der Songs des Jahres, von denen die Meisten nur noch nichts wissen. „Soft Airplane“ sollte in der Hinsicht aber nun Abhilfe schaffen, denn ein Mann, der ein dermaßen gutes Album aufnimmt, hat in einem Kellerloch absolut nichts zu suchen.
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