Rezension

Broken Records

Let Me Come Home


Highlights: A Leaving Song // Ailene // Home
Genre: Folk-Rock // Pathetischer Alternative-Country
Sounds Like: Arcade Fire // Murder By Death // Bright Eyes

VÖ: 22.10.2010

Wenn die Soundkonturen aus Cello, Violine, Piano und einer beschwörend anmutenden Stimme bestehen, ist klar, dass das Pathos nicht weit sein kann. Zugegeben, dass sich die Broken Records gerne mal im Drama suhlen, ist seit ihrem Debut anno 2009 wahrlich keine Neuigkeit mehr. Nun legen die schottischen Folkrocker nach: ihr zweites Album „Let Me Come Home“ steht zur Debatte.

Gleich beim Starter geben gehaltvoller Rhythmus, Schwermut und Sutherlands Flehen nach Lebendigkeit und ungebrochenem Herzen unmissverständlich zu Protokoll, dass das hier kein Easy Listening ist. Dieser Linie bleibt das Album treu: Abschied wird bei „The Leaving Song“ zelebriert, in „Dias Dos Namurados“ geht es um Liebe, „I Used To Dream“ behandelt leere Versprechungen, wonach einem der letzte Song der Platte wie eine Läuterung vorkommt. Nach der auditiven und emotionalen Achterbahnfahrt werden bei „Home“ zierlichere Klänge gewählt, es geht ruhiger zu und Sutherland bittet darum, einfach nur nach Hause kommen zu dürfen, wo sich der Kreis von Willkommen und Abschied wieder zu schließen scheint.

Man könnte durchaus meinen, die Jungs würden es übertreiben mit dem Seelenbeton. Tatsächlich kann man ihnen auch ohne Probleme Sperrigkeit und triefende Melancholie zuschreiben. Fakt aber ist, dass sich das bei den Broken Records einfach gut anhört. Wenn sich die Klänge hier umeinander winden, sich umarmen, miteinander rangeln und Sutherland dem Ganzen dann noch seinen stimmlichen Stempel aufdrückt, ergibt das eine ergreifende Melange aus allem, was ans Herz geht – und man ist gewillt, es sich ans Herz gehen zu lassen.

Diese Qualität war auch schon bei dem ersten Album der Broken Records zu finden. Wo die Jungs sich da aber noch manch mutigen Ausflug in barocke Klanggefilde geleistet haben, eröffnet sich einem hier mitunter leider nur noch depressiver Pop. Das energisch gezogene Profil der Broken Records scheint erweicht, was den allgegenwärtigen Schwermut von „Let Me Come Home“ manchmal einfach nur noch anstrengend wirken lässt. Eine Entwicklung zwischen dem Erstlingswerk und dem zweiten Album ist ansonsten leider nicht zu erkennen. Natürlich könnte man das jetzt als Loyalität dem eigenen Stil gegenüber auslegen, leider etabliert sich jedoch der Eindruck, dass hier gähnende Bewegungslosigkeit herrscht.

Trotzdem bescheren einem Songs wie „Ailene“ durch ihre Intensität Gänsehaut auf dem Arm. Das bewährte Konzept geht also immer noch auf. Wo man aber vom ersten Album noch weggehauen wurde wie von einer Abrissbirne, ist es eben diesmal „nur“ die Gänsehaut, mit der man sich zufrieden geben muss.

Silvia Silko

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