Rezension

Broilers

Noir


Highlights: Die Hoffnung Stirbt Nie // Grau, Grau, Grau
Genre: Deutschrock
Sounds Like: Die Toten Hosen // Betontod // Revolverheld

VÖ: 07.02.2014

Das erste Album nach dem großen kommerziellen Durchbruch ist immer eine heikle Sache. Die Band muss sich entscheiden: Macht man weiter wie bisher oder beugt man sich dem zunehmenden Druck von außen? Müssen die Clubs noch größer werden, die Singles radiotauglich, die Absätze noch besser? Ein weiteres Problem kommt dazu, wenn man, wie die Broilers, ursprünglich aus einer Szene kommt, die Erfolg traditionellerweise mit Ausverkauf und Verrat gleichsetzt. Nur gut, dass die Düsseldorfer sich bereits mit den letzten beiden Alben immer weiter vom Oi-Sound der alten Tage entfernt hatten. So kann jetzt niemand sagen, er wäre nicht vorgewarnt gewesen, dass die Broilers jetzt auch mal ganz unverhohlen Abstecher in den Pop machen.

Schon der Albumtitel „Noir“ ist ein deutliches Statement. Es ist eine Neuinterpretation des bekannten Schemas, nach dem auch die Broilers vor knapp 20 Jahren ihren Namen gewählt haben: Nur wo Oi draufsteht, ist auch Oi drin. Schon vor einiger Zeit gab es die Umorientierung Richtung Rockabilly und heute sucht man in Liedern wie „Die Letzten (An Der Bar)“ vergeblich nach den alten Wurzeln. Die Broilers haben sich von allen Erwartungen, die mit ihrem Namen verbunden sind, gelöst und machen jetzt hauptsächlich Rock und ein bisschen Pop – nach ihren eigenen Regeln. Die Lieder haben nach wie vor starken Parolen- und Hymnencharakter, den man von früher gewohnt ist. Das Schlagzeug scheppert, den Gitarren hört man die Soul- und Reggae-Einflüsse durchaus an und ab und zu sind auch die Bläser immer noch dabei. Produziert wurde das Ganze von Vincent Sorg, der unter anderem auch für das aktuelle Album der Toten Hosen zuständig war. Das hört man deutlich.

Auch thematisch ist alles dabei, was man als Rocker braucht: Songs über verlorene Brüder, den eigenen Weg und den Kampf mit sich selbst. Schon ein Blick auf die Tracklist zeigt: Subtil geht anders. Lieder wie „(Nanana) Ich Krieg Das Hin“, „Ist Da Jemand?“ oder „Ich Will Hier Nicht Sein“ liefern genau das, was sie versprechen. Mit „Wo Bist Du, Du Fehlst“ gibt es auch eine Akustikballade. Das ist zwar meistens ganz gut gemacht, aber glatt, vorhersehbar und langweilig – Musik für die Massen, die auch in den großen Hallen funktionieren wird, die die Broilers auf ihrer nächsten Tour zum ersten Mal bespielen werden. Also ist „Noir“ genau das geworden, was ein Nachfolger des Erfolgsalbums „Santa Muerte“ sein muss: der nächste Schritt in Richtung Pop.

Lisa Dücker

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