Rezension
Brand New
Science Fiction
Highlights: Lit Me Up // Can't Get It Out // Same Logic/Teeth // Batter Up
Genre: Emo // Alternative
Sounds Like: Manchester Orechstra // Thrice
VÖ: 20.10.2017
"Science Fiction" ist ein besonderes Album für Brand New. Die letzten Jahre gab es etliche Andeutungen oder Gerüchte, was das Ende der Band betrifft, etwa eigenes Merch mit der Beschriftung “Brand New 2000-2018” oder die Ankündigung bei einem Konzert im Jahr 2016 in Nashville, dass sie beim nächsten Mal ein neues Album im Gepäck hätten, mit dem Nachsatz “This isn’t going to last much longer”. Jetzt ist 2017, das erwähnte neue Album steht in den Plattenläden und es fühlt sich wie ein wunderschön trauriger Abschied an.
Brand New sind im Emo-Rock eine Institution. Der größeren Öffentlichkeit wurde die Band mit “The Devil And God Are Raging Inside Me” bekannt, sie ist jedoch viel mehr als das. Fünf Studioalben und eine unglaublich eingeschworene Fangemeinde sprechen da eine deutliche Sprache. Und für diese Leute haben die Amerikaner mit “Science Fiction” ein wunderbares Geschenk, egal, ob es nun wirklich das letzte ist.
Die Platte ist als Download und auf den gängigen Streamingplattformen schon im August erschienen, weshalb man bei der Beurteilung nun einen Aspekt beachten kann, der sonst keine wirkliche Rolle spielen kann: Wie sehr die Platte “wächst”. Man hat Zeit, sich mit der Musik zu beschäftigen, man kann das Album aber auch für einige Zeit ruhen lassen. Jetzt, nach etlichen Hördurchgängen in den letzten Wochen, ist klar, dass “Science Fiction” einerseits auf den ersten Blick schon eine tolle Platte ist, aber andererseits auch noch unglaublich wachsen kann. Man findet immer neue Highlights, immer neue Gänsehautmomente. Das ist oft bedrückend, da Brand New noch nie für besonders positive Texte berühmt waren. Tod und Depression waren auf den früheren Platten immer wiederkehrende Wegbegleiter, daran hat sich auch auf dem fünften Studioalbum nichts geändert. Etwa bei “Can’t Get It Out”, das zwar einen durchaus eingängigen Refrain hat, sich jedoch thematisch mit Themen wie den Depressionen von Frontmann Jesse Lacey oder seiner Schreibblockade auseinandersetzt. Diese negativ geprägte Grundstimmung zieht sich wie ein roter Faden durch die Platte, ganz im Gegensatz zur vielfältigen Instrumentierung der Songs. Zwar beruht alles auf der klassischen Kombo aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, dennoch variiert die Band, wie man es von ihr gewöhnt ist. Manchmal bleiben die Lieder melancholisch und beklemmend, wie in “Batter Up”, in dem Lacey von seinem Zweifel an seinem Lebensweg, auch als Teil der Band, spricht, manchmal wird die Musik lauter und bricht aus wie in “Same Logic/Teeth”. Dabei passen die zwölf Lieder trotzdem sehr gut zusammen, es wirkt gut aufeinander abgestimmt. Sogar “451”, der ein wenig an die Black Keys erinnert, hat seinen Platz im Gesamtkonstrukt von “Science Fiction”.
Wenige Bands schaffen es, ihre gesamte Karriere über Emotionen so glaubwürdig zu vermitteln wie Brand New, auch auf “Science Fiction”. Sollte dies nun wirklich das letzte Album der Band sein, ist es ein würdiger Abschluss. Was das Gesamte noch abrunden würde, wäre die Chance, die neuen Stücke noch einmal inmitten der Brand-New-Fans der ersten Stunde zu erleben, die bei “Science Fiction” höchstwahrscheinlich jetzt schon genauso textsicher sind wie bei den Vorgängern. Und auch wenn das nicht klappen sollte, wenn die Band sich auflöst, gibt es nun noch zwölf weitere tolle Songs, die in den nächsten Jahren bei dem geneigten Zuhörer rauf und runter laufen werden – vollkommen zurecht.
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