Rezension
Body/Head
Coming Apart
Highlights: Last Mistress // Actress // Can't Help You
Genre: Avantgarde // Noise
Sounds Like: Sonic Youth // The Velvet Underground
VÖ: 13.09.2013
Kim Gordon hat in den letzten Jahren so Einiges mitgemacht, an dem andere verendet wären. Nicht nur ihre Ehe ist zerbrochen, sondern dadurch auch die Band, in der sie mit ihrem Ex-Mann Thurston Moore für sage und schreibe 30 Jahre spielte: Sonic Youth. Streng genommen ist sie nur auf Eis gelegt, aber wer weiß, für wie lange? So brachen also gleich zwei wichtige Säulen ihres Lebens auseinander – und wie reagiert Gordon? Natürlich mit dem, was sie am besten kann: Musik. Zusammen mit Bill Nace beginnt sie ein neues Projekt – "Body/Head".
Dessen Debüt "Coming Apart" ist, wie auch sonst in dieser Situation, alles andere als schön, es ist kaputt, zerstörerisch, wütend. Das sagen schon allein die Songtitel – "Murderess", "Can't Help You", "Ain't Got No Life", "Black Is The Color". Und diese Songs sind mehr Soundstücke, annähernde Ideen von Songs, zwei verzerrte, schmetternde Gitarren, klagender Gesang, selten mehr Instrumentierung, erst recht keine Beats: purer Avantgarde, oder Noise, welcher Deckel da nun besser draufpassen mag. Sobald sich, wie zum Beispiel am Anfang von "Ain't Got No Life", zumindest eine Idee von Melodie aufbaut, wird sie durch zerstückelten Gesang in ihre Einzelteile zerrissen. Das ist dann für Nerds, Soundtüftler, Effektfanatiker natürlich großartig, wenige können so gut Noise aus ihren Instrumenten holen wie die Mitglieder von Sonic Youth.
Denn "Coming Apart" klingt im Endeffekt ungefähr genau so, als hätte in Zeiten des Albums "Evol" bei einer Sonic-Youth-Probe Kim Gordon mal viel länger Zeit und Lust gehabt als die anderen Bandmitglieder und das auch genutzt, ihre Gitarre eingestöpselt gelassen, die dreckigsten Effekte aktiviert und alle Frust, Trauer und Wut, die sie gerade hatte plus all der, die sie für die nächsten zehn Jahre erahnte, aus ihr herausgezerrt. Folglich ist es für alle Die-Hard-Sonic-Youth-Fans ein gutes Album geworden. Für alle anderen, verständlicherweise, nicht. Schwer zu ertragen ist es für alle. Zum Glück hat "Coming Apart" durch seine bloße Existenz schon seinen Zweck erfüllt, denn dieses Album ist eigentlich nicht für die Außenwelt bestimmt, es ist pure Katharsis in Form von Geräusch, welche im düsteren 17-Minüter "Frontal" gipfelt. Kim Gordon macht das für niemanden außer sich selbst.
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