Rezension

Bodi Bill

Next Time


Highlights: One Or Two // I like Holden Caulfield // Tip Toe // Henry
Genre: Elektronisches Gefrickel // Minimal-Elektro-Pop
Sounds Like: SDNMT // Hot Chip // Nonostar

VÖ: 16.05.2008

„No More Wars“, Bodi Bills erstes Album war und ist immer noch ein grandioses Werk. Ich hatte es mir direkt beim Label Sinnbus bestellt und somit noch die Single „Willem“ mit Bonus-Tracks gratis dazu bekommen. Die Freude war also schon beim Öffnen des Päckchens groß. Dann machte ich meinen Player an, legte das Album ein, und wollte es für die nächsten schätzungsweise 4 Stunden nicht mehr aus machen. So gut war es. Und nun: Habe ich „Next Time“ vor mir. Das Cover wirkt auf den ersten Blick wie eine Umkehrung von „No More Wars“. Dieses Mal ist ein weißes Geplatsche auf schwarzem Hintergrund zu sehen, das letzte Mal war es ein schwarzes Geplatsche auf weißem Hintergrund. Wie wird wohl das nächste Album-Cover aussehen? Wer weiß. Aber darum geht es ja jetzt noch nicht.

Musikalisch gehen sie den gleichen Weg weiter. Ihren Weg. Natürlich ist alles sehr elektronisch, oft geheimnisvoll und tanzbar. Bodi Bill wollten sich noch weiter vor wagen. Alles auf eine Karte setzen, der Zug war quasi nicht mehr zu stoppen, sagen sie. „Next Time“ ist für Bodi Bill die „Fortsetzung nach der Suche zum perfekten Song“. Aber der perfekte Song? Was ist das eigentlich? Und gibt es ihn überhaupt? Vielleicht werden sie ihn nie finden. Vielleicht wird niemand ihn jemals finden. Aber klar ist, dass Bodi Bill dem Ganzen schon häufiger recht nahe gekommen sind.

Der „perfekteste“ Song auf „Next Time“ ist für mich „I Like Holden Caulfield“. Mysteriöse und geniale Lyrics mischen sich mit treffenden Beats und fantastischen Melodien zu einem grandiosen Gemenge. Im dazugehörigen Video, das die Begeisterung nur noch steigern kann, werden neben vielen Rummelplatz-Lichtern und Verwirrungen auch die passenden Tanzschritte gezeigt. Und wenn ich in den Genuss kommen sollte, was ich hoffentlich werde, und dieses überragende Stück Musik ein Mal auf der Tanzfläche zu hören bekomme, will ich alle so dazu tanzen sehen!

„One Or Two“ eröffnet das Album mysteriös und massig. Der Beat ist dumpf und hämmernd. Ein paar Synthie-Töne mischen sich ein, und dann Alex Amoons Stimme. Wundervoll. Ausdrucksvoll. Eher erzählend als singend, aber voller Melodie. „Kiss Away My Stupid Grin!“ singt und ruft er da geradezu fordernd. „I Call Your Name / But You´re Not There / I Need Your Love / I Need Your Love / Where Are You Now?” Auf die verzweifelte Suche hin wird auch der Beat drängender und schneller. „Tip Toe“ ist ein wundervoll ruhiges Stück, das das Herz schwerer schlagen lässt. Was mit einem leisen Sprechen anfängt, gipfelt in einem „Go Fuck Yourself“, welches aber dennoch nicht aggressiv wirkt. Dann läuft es beruhigend und besänftigend mit „Triple / Tip / Toe / Triple / Tip / Toe“ in Endlosschleife aus. „Henry Is A Lonesome Man / From A Hundred Years Ago“. In “Henry”, einem schwermütigen Lied wird die mit Streichern unterlegte Geschichte von diesem einsamen Mann erzählt. Von seinem Kartoffelfeld, und dass er trotz aller harten Zeiten niemals seinen kindlichen Glücksglimmer verlor. Auch in „Depart“ glänzen wieder die Lyrics: „All Animals / They Don´t Read The News / But They Know Very Well / That Our Love Is Not That Swell“. Als tragische Gesangspartnerin wurde Mariechen Danz zum Gastauftritt geladen.

Das ganze Album wirkt von vorne bis hinten durchdacht. Es gibt hunderte kleiner elektronischer Töne, die aus allen Ecken zu schlüpfen scheinen. Bei jedem Hören entdeckt man neue Kleinigkeiten und Schönheiten. Auch die Stimme wird beeindruckend vielseitig eingesetzt. Mal wird das Ganze zum Sprechgesang, dann wird gekreischt, gepfiffen, geflüstert, oder auch einfach nur gesungen.

Als kleiner Apéritif für das Album wurde 2 Wochen vor dem Release die „Tip Toe E.P.“ veröffentlicht. Auf ihr befindet sich, nach Sinnbus-Records: „Zusätzliches, neues und neu angegangenes Material“. Neben einer weiteren Version von „Tip Toe“ und „I like Holden Caulfield“, welche beide auch auf dem Album zu hören sind, gibt es noch 3 weitere Songs. Mit „Head in My Hands“ in der Nonostar-Version ist auch Alex Amoons Nebenprojekt vertreten, welches sich auch anzuhören lohnt. Außerdem haben Bodi Bill auch dieses Mal viele kleine Geschenke zu verteilen: Es wird wieder Extra-Material zum kostenlosen Download geben, das nicht mehr auf die Platte gepasst hat. Man sollte also ab und zu auf ihrer Homepage vorbei schauen.

Marlena Julia Dorniak

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