Rezension

Blood Command

Funeral Beach


Highlights: Pissed Off And Slightly Offended! // Cult Of The New Beat // High Five For Life
Genre: Punk-Core // Power Pop // Metal-Rock
Sounds Like: Pulled Apart By Horses // Kvelertak // Yeah Yeah Yeahs // The Blood Brothers

VÖ: 26.10.2012

Wer ist gebildet? Ein Sprichwort sagt: Der, der weiß, wo er das, was er nicht weiß, nachgucken kann. Hieße: Gebildet ist in Zeiten von Wikipedia jeder mit Internetanschluss. Lassen wir jetzt mal so stehen. Aber: Auch das Online-Lexikon weiß mal keinen Rat. Wie bei Blood Command: kein Eintrag auf Deutsch, nicht mal einer auf Englisch. Und das soll nun eine der Perlen des Jahres sein?

Aber sowas von. "Funeral Beach" ist sowas wie die Schwester von Kvelertaks mächtigem Debüt. Das Ulkige: Wieder sinds Norweger, die auf Genregrenzen pfeifen und sich selbstbewusst im Dreieck aus Hardcore, Rock und Metal einfinden. Wieder protzt das Ganze mit erfreulich fetter Produktion. Und wieder ists eine verdammt rallige Partyplatte geworden. Zumindest für Feten, bei den Bierpullen nicht nur geleert, sondern auch an der Wand zerballert werden.

"Pissed Off And Slighty Offended!" spastet zu Beginn gleich schön los: Blood Command schießen mit zackigen Riffs um sich, die auf dich einpeitschen, bis du lachst. Mittendrin ein Break, eine Akustikgitarre. Und ist das eigentlich eine Frau am Mikro? Tatsache: Mit Silje Tombre hat die Rockwelt eine neue Femme Fatale im Land. Die Dame keift, als jage sie der Höllenhund und singt, als sei sie die Unschuld vom Lande – mit Anarchie-A auf dem Sweater. Wenn Blood Command mal Fanpost erhalten, werdens wohl zur Hälfte Heiratsanträge.

Was in diesen 37 Minuten dann folgt, plättet in seiner Vielfalt so manchen Sampler. "Cult Of The New Beat" zimmert gegen Ende mit Postcore-Gitarren einen reißenden Sturm zusammen, "Wolves At The Door" ist eine nicht mal zweiminütige Blutgrätsche mit beiden Beinen in die Kniekehlen. Und dann das perfekte "High Five For Life": Das ist nicht nur eine blendend gelaunte und vorbildliche Single, sondern der verfluchte Rock-Song des Jahres. "True North" spielt mit mächtigen Gitarrentürmen und lupenreinen Popmelodien. Und "Oceans Inside Neptune" stünde dann tatsächlich auch Kvelertak vortrefflich.

Gute Laune und trotzdem auf die Fresse – Blood Command nennen ihr Album nicht nur "Funeral Beach", sie enttäuschen nicht mal die Erwartungen, die so ein Titel weckt. Diese Band feiert dich zu Klump. Sie bringt dich aber auch in die Klinik, wenn du nicht mehr kannst. Im Zweifel beerdigt sie dich sogar – natürlich am Strand. Und noch bevor du verfaulst, buddelt sie dich wieder aus, macht dich zum Zombie und läutet Runde zwei der Sause ein. Diese Platte schob 2012 zu jedem Anlass Endorphine rüber. Das gehört gewürdigt. Also bitte: Irgendwer möge dieser Truppe eine Wikipedia-Seite bauen. Oder das Netz bleibt doof.

Gordon Barnard

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