Rezension

Blind Pilot

And Then Like Lions


Highlights: Umpqua Rushing // Seeing Is Believing // Like Lions
Genre: Folk // Indie
Sounds Like: Stornoway // Dry The River // Hey Marseilles

VÖ: 12.08.2016

Vor einigen Jahren hat der Hype um Folk-Musik seinen Höhepunkt erreicht. Mit dem Zugpferd Mumford & Sons sicherte sich das eher unscheinbare Genre seinen festen Platz in Charts und Radio. Dies führte zu einigen Trittbrettfahrern, die versuchten, durch eingängige, leichte Folk-Songs Berühmtheit zu erlangen. Dies gelang hin und wieder, wie bei den Mighty Oaks, endete aber auch oft genug im jähen Ende. Dadurch entstanden haufenweise austauschbare, schlechte Alben und es war nahezu nervenaufreibend, in diesem Wust die wirklich guten Platten zu finden. Umso schöner ist es, mit „And Then Like Lions“ eine solche in den Händen zu halten. 

Dass dabei das Rad nicht neu erfunden wurde, ist selbstverständlich. Wozu auch? Klassische, schlichte Folkinstrumentierung aus Akustikgitarre, Drums, Bass und hier und da Bläsern ist kein Geheimrezept. Jedoch basteln die sechs US-Amerikaner hieraus (endlich!) mal wieder wunderschöne Melodien, die im Zusammenspiel mit den von Frontman Israel Nebeker vorgetragenen Texten ein paar tolle Songs ergeben. Bekanntheit und ein rasanter Aufstieg scheinen für Blind Pilot eine untergeordnete Rolle zu spielen. Es geht ihnen darum, runde und zueinander passende Lieder zu schreiben, die sich von der Belanglosigkeit vieler anderer Werke des Folk-Hypes abzuheben wissen. Dafür haben sie sich vor fünf Jahren, komplett antizyklisch, einen Hiatus gegönnt, anstatt ihren gerade ansteigenden Ruhm zu nutzen und Jahr für Jahr schlechter werdende Platten herauszubringen, die zwar Fans der ersten Stunde vergraulen, dafür aber einfach viel Geld bringen. Eine willkommene Abwechslung. 

Aus dieser Auszeit ist nun also das dritte Werk der Jungs aus Portland entstanden. Ruhige, zurückhaltende Melodien liefern den Unterbau für melancholische Lyrics, die sich unter anderem mit den privaten Veränderungen in Nebekers Leben befassen, wie dem Tod seines Vaters oder dem Ende seiner letzten Beziehung. So besingt Nebeker schon im Opener „Umpqua Rushing“ seinen Umgang mit Trennung und Trauer, untermalt von durchaus positiven Drum- und Gitarrenklängen, die an Dry The River erinnern. Assoziationen mit anderen Genrevertretern wie Stornoway kommen immer wieder auf, jedoch ohne dass Blind Pilot ihre Eigenständigkeit verlieren. 

Insgesamt sind die zehn Songs auf „And Then Like Lions“ einfach sehr gut aufeinander abgestimmt und bilden ein rundes Album, das beweist, dass die konstant überzeugenden Bands des Genres auch weiterhin eine gute Balance aus tollen Melodien und tiefgehenden Worten zu Papier und Vinyl bringen können.

Lewis Wellbrock

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Stream zu "Umpqua Rushing"

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