Rezension

Blank Realm
Illegals in Heaven
Highlights: River Of Longing // Costume Drama // Palace Of Love
Genre: Jangle-Pop // Kiwi-Pop // Dream-Pop
Sounds Like: The Clean // The Verlaines // Scott & Charlene's Wedding // Pavement
VÖ: 18.09.2015

„No Views“ legt erst mal eine falsche Fährte. Waren die Australier Blank Realm bisher eine Schnittstelle aus Dream-, Kiwi- und Jangle-Pop, so wird hier brachial drauflos gekeift und geballert. Doch natürlich haben Blank Realm ihr Fahrtwasser nicht völlig verlassen. Bereits der zweite und als Vorabsingle veröffentlichte Song „River Of Longing“ kehrt in den sicheren Hafen zurück und liefert massig Twang und Hall. Dieser Kontrast steht dennoch exemplarisch für das Dilemma, in dem sich die Band befindet. „Illegals in Heaven“ will Horizonte erweitern und Neues wagen, hält allerdings gleichzeitig an alten Zöpfen fest.
Das Resultat ist ein unberechenbares Album, welches den Zuhörer mit seinem nächsten Schritt immer etwas zu sehr überrumpelt. Natürlich bewegt sich alles in einem grob definierten musikalischen Raster, zu dem die Übersteuerung der Instrumente sowie die stets vergnügt quietschende Orgel gehören. Nichtsdestotrotz fehlt es „Illegals in Heaven“ an einem Leitfaden. Und so wird der Zuhörer eigentlich zum Kurator, der sich aus einem wilden Haufen Songs und Stilexperimenten seine Favoriten herauspickt. Und davon gibt es dann doch einige: Das bereits erwähnte „River Of Longing“, das sonnengetränkte „Palace Of Love“, das überbordende „Too Late Now“, das vor Energie berstende „Costume Drama“. Die Liste ist eigentlich ordentlich. Doch auf jeden Hit, der hier aus dem Ärmel geworfen wird, trifft eben leider auch eine Schlaftablette, die danach schreit, übersprungen zu werden, wie das ziellos vor sich hinplätschernde „Cruel Night“, die vollkommen spannungslose Akustikballade „Dream Date“ oder das schleppende „Gold“.
Das neue Album von Blank Realm ist gefangen im Vakuum zwischen dem Erkunden erwachsener, ruhiger Klänge und überbordender Energie. Und letzte, wohlvertraute Seite steht Blank Realm einfach besser zu Gesicht. Vielleicht ist die Welt noch nicht ganz bereit. Vielleicht ist „Illegals in Heaven“ aber auch einfach nur ein Übergangsalbum.
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