Rezension

Bison B.C.

Quiet Earth


Highlights: Dark Towers // Wendigo Pt. 1 (Quest For Fire) // Wendigo Pt. 2 (Cursed To Roam)
Genre: Metal
Sounds Like: The Sword // Machine Head // Mastodon // Metallica

VÖ: 10.10.2008

Wenn der Metal, wie gerne behauptet wird, eine Religion wäre, wäre er definitiv eine pantheistische. Im Olymp des Metal - wahrscheinlich irgendwo in der Nähe von Itzehoe gelegen - säßen dann, wachsam über die Erde wachend, Gottheiten wie "Solo" - Hausgott der Gitarristen -, den brachialen "Volume", der am Göttertisch immer in gebührendem Abstand zum Rest der Truppe sein Ambrosia mampfen muss oder der allmächtige "Riff", ohne den der Metal sowieso theologischen Konkurs anmelden müsste. Auf Erden beten die Sterblichen die Reinkarnationen ihrer Gottheiten an - eine eiserne Jungfrau beispielsweise, oder ein Wesen, das merkwürdigerweise einen Motör dort hat, wo eigentlich der Kopf hingehört. In die Riege der jungen Propheten wiederum, die von Bands wie The Sword oder Mastodon angeführt wird, reihen sich nun auch ein paar Herren aus Vancouver, Kanada ein: Bison B.C.

Und zwar handelt es sich bei "Quiet Earth", dem ersten Album besagter Kanadier, um eine ziemliche Offenbarung für die Jünger des Metal. Was hier aus Gitarre, Bass und Schlagzeug für enorme Songmonolithen geformt werden, ist im Jahre 2008 zwar nicht komplett einzigartig, kann jedoch ohne weiteres mit Metallicas "Death Magnetic" mithalten, das aber wahrscheinlich trotzdem am Ende den Ruhm der Metallergemeinde wieder alleine einstreichen wird. Bereits der Opener "Primal Emptiness Of Outer Space" donnert so gewaltig durch die Lautsprecher, dass er eigentlich in einer Lautstärke gehört werden müsste, die im kompletten Stadtteil das Chinaporzellan aus dem Geschirrschrank drückt. "Dark Towers" beweist dann erst recht, das vielleicht nicht der stylishste Bandname, aber mit Sicherheit eine passende Tierart ausgesucht wurde und überrennt den Hörer mit seinen dumpfen Gitarren und gnadenloser Double Bass wie eine komplette Büffelherde.

Ebenso wenig anbrennen lässt auch der Rest von "Quiet Earth". Besonders hervorzuheben ist hier das zweiteilige "Wendigo": Wo "Part 1 (Quest For Fire)" genre-ungewohnt mit Streichern beginnt und nach circa fünf Minuten an jener Stelle, an der herkömmliche Metalsongs aufhören, mit einem der wildesten Soli des Jahrtausends erst den zweiten Gang einlegt, wechselt "Part 2 (Cursed To Roam)" so wild in Rhythmik, Dynamik, Melodik, Schießmichtot-ik hin und her, dass auf der CD eigentlich ein Warnhinweis für Epileptiker vermerkt sein müsste. Auch das instrumentale "Medication" enttäuscht nicht - kein Wunder, sind die Vocals im Metal-Pantheon doch eigentlich nur der mehr geduldete als geliebte und wahrscheinlich ständig gemobbte Götterbote, der hin und wieder herhalten muss, um die Ansichten der Götter den Sterblichen mitzuteilen. Diese wiederum können sich den 10.10. - den Erscheinungstermin von "Quiet Earth" - jedoch schon einmal als religiösen Feiertag im Kalender markieren, denn mit Bison B.C. könnte der Messias-Newcomer des Jahres gefunden sein. Can I get an AMEN?

Jan Martens

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