Rezension
Bill Wells & Friends
Nursery Rhymes
Highlights: Ding Dong Bell // Twinkle Twinkle Little Star // Ride A Cock Horse
Genre: Jazz // Kinderlieder
Sounds Like: Bill Wells // Yo La Tengo // Isobel Campbell
VÖ: 20.11.2015
„Nursery Rhymes“ ist tatsächlich das, was der Titel verspricht: Lieder, die von Hebammen im Geburtszimmer gern gesungen werden. „Twinkle Twinkle Little Star“, „Hickory Dickory Duck“, all solche Feinheiten. Bill Wells, seines Zeichens schottischer Komponist, Bassist, Pianist und Gitarrist, Kollaborateur an allen Ecken und Enden, fand es nach der Auszeichnung für das schottische Album des Jahres 2012 („Everything’s Getting Older“) spannend, für die nächste Platte nach New York zu gehen und etwas ganz Anderes zu machen.
2014 traf er dort Karen Mantler, eine Musikerin, die er schon lange bewundert hatte – Multiinstrumentalistin und Sängerin, Tochter zweier innovativer Jazzmusiker. Die beiden luden einige Freunde ins Studio ein – Yo La Tengo, zwei Herren von Deerhoof, Isobel Campbell und befreundete Jazzmusiker. Als Grundlage spielte Wells Klavierparts ein und dann wurde eifrig gewerkelt, und aus den so einfachen Songs entstanden vergleichbar komplexe, jazzige Stücke. „Nursery Rhymes“ ist ein bisschen wie eine Revue auf Kinderlieder.
Das Album erzeugt mitunter kribblige Spannungen, etwa „Twinkle Twinkle Little Star“ klingt nicht wie ein schönes Kinderlied, sondern wie der Titelsong zum nächsten David-Lynch-Film. Wells selbst sagt, Kinderlieder hätten nunmal auch den Zweck, das Kind auf die „harschen Realitäten“ des Lebens vorzubereiten, während die süße Melodie sie in Zucker hüllt. Er hingegen nimmt die Zuckerhülle ab und umgibt die düsteren Kerne mit einem neuen Gewand. So löst er mit „Nursery Rhymes“ die spannende Erkenntnis aus, wie viele verschiedene Interpretationen ein Song zulässt, wenn man nur den Kontext verändert.
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