Rezension

Benjamin Francis Leftwich

After The Rain


Highlights: Tilikum // Groves // Just As I Was Waking Up
Genre: Pop // Singer/Songwriter
Sounds Like: Elliott Smith // Damien Rice // Ben Howard

VÖ: 19.08.2016

Manchmal stellt das Leben ganz schön harte Prüfungen. Das stellte auch Benjamin Francis Leftwich nach dem Release seines Debütalbums „Last Smoke Before The Snowstorm“ fest. Als sein Vater erkrankte, musste Leftwich dessen Pflege und das Musikerleben plötzlich unter einen Hut bekommen. Nachdem die Arbeit mit einigen Produzenten dann aber ergebnislos blieb und sein Vater kurz darauf starb, nahm sich der britische Songwriter erst mal eine Auszeit. Über den Song „Tilikum“ tastete sich Benjamin Francis Leftwich schließlich wieder langsam an sein Musikerdasein heran und nun, fünf Jahre nach dem ersten Album, ist endlich „After The Rain“ fertig geworden.

„Tilikum“ ist dabei gleichzeitig Opener und Herzstück der neuen Platte. Ein unglaublich schöner Song, bei dem Leftwichs sanfte Stimme und das an Ben Howard erinnernde Gitarren-Picking völlig ausreichen um zu begeistern. Das direkt folgende „Some Other Arms“ macht dann allerdings sofort deutlich, dass man auf dem Album zweierlei Songs zu erwarten hat. Eine Popnummer mit schmissigem Refrain, die ganz im Gegensatz zum melancholischen „Tilikum“ steht. Und so kommt es dann auch auf „After The Rain“ tatsächlich zu einer Spaltung der Songs und damit vermittelten Gefühlslagen. Auf der einen Seite die optimistischen Stücke, auf der anderen Seite die traurigen Singer/Songwriter-Songs im Moll-Akkord.

Auch wenn man Benjamin Francis Leftwich nach seinem Schicksalsschlag wirklich alles Gute wünscht, so sind die düsteren und langsamen Songs eindeutig besser geworden. Neben „Tilikum“ stechen da insbesondere das sich langsam steigernde „Groves“ und der leider viel zu kurz geratene Schlusstrack „Just As I Was Waking Up“ heraus. Wunderbare Songs, die trotz ihrer ernsten Themen viel Wärme ausstrahlen. Auch die Elliott Smith Hommage „Day By Day“ ist sehr gelungen.

Da ist es fast schon ärgerlich, dass seichte und nach Schema F gestrickte Popsongs immer wieder dazwischen gestreut werden, auch wenn sie gut gemeint sind. Das geht bisweilen sogar soweit, dass man bei den schmalzigen Refrains von „Summer“ oder „Just Breathe“ an schlimmste Boygroup-Verbrechen der 90er erinnert wird. Die erste Single „Mayflies“ ist da keinen Deut besser. Ne Benjamin, das geht bei allem Verständnis echt nicht. Und so bleibt es leider dann doch nur bei einer Handvoll wirklich guter Songs und der Ausreizung des Skip-Knopfes.

Benjamin Köhler

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