Rezension
Beehoover
Heavy Zooo
Highlights: Heavy Zooo // Pain Power
Genre: Metal-Rock mit Eiern
Sounds Like: Pantera // Monster Magnet // Death From Above 1979
VÖ: 25.04.2008
Stanislav Petrov ist einer jener Helden, dessen Heldentum viel zu wenigen bekannt ist, und das seit genau dem 26. September 1983. An jenem Tag, der ein Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte hätte werden können, verhinderte der russische Oberst Petrov einen potentiellen nuklearen dritten Weltkrieg, indem er die Fehlerhaftigkeit seines Frühwarnsystems als solche erkannte. Fälschlicherweise zeigte das System den Abschuss einer amerikanischen Rakete auf Russland, eine Aktion, die, wäre sie tatsächlich passiert, einen fatalen russischen Vergeltungsschlag zur Folge gehabt haben würde. Dank Petrovs gesundem Menschenverstand - warum sollte die USA nur eine einzige Rakete abfeuern? - blieb die Katastrophe aus.
Ähnlich düster wie diese Anekdote ist nicht nur der nach Petrov betitelte Song, in dem Beehoover diesen 26. September beinahe zynisch aufarbeiten - a red button may turn a blue planet into a black battered distressing into a despicable vile-smelling piece of shit, heißt es formschön -, auch der Rest von "Heavy Zooo" ist nicht auf Freunde der leichten Sommermusik gemünzt. Durch einen tiefstmöglich gestimmten Bass, dem nur ein Schlagzeug unterstützend zur Seite steht, erhält "Heavy Zooo" einen relativ eigenen Sound, als ob Serj Tankian im Proberaum von den Überresten Panteras zusammengeschlagen würde. Melodiösität fehlt zwar nicht, versteckt sich aber weinend unter dem Bett, während der Rest des Zimmers von der "Riff Machine" - so die Selbstbezeichnung Beehoovers - demoliert wird. Nur für wenige Minuten, als die Riffmaschine zu Beginn von "Spirit & Crown" eine Ladepause einzulegen scheint, tapst das verängstigte Etwas vorsichtig aus seinem Versteck hervor, wird aber von einer plötzlich einsetzenden Basswelle mit Wucht zurück in die Zimmerecke geschleudert. Auch eine kleine Pseudo-Xylophon-Einlage in "Pain Power" kann der Maschine keinen Sand ins Getriebe streuen, sondern wird - ganz im Gegenteil - zwischen ihren mahlenden Zahnrädern zermalmt.
Doch auch wenn die Riffmaschine kleinen Melodiesprengseln wahrscheinlich manchmal eine größere Überlebenschance lassen und sie nicht nur aus zynischer seelischer Grausamkeit um sich herum tanzen lassen sollte, um sie dann mit einem höhnischen Lachen wieder fort zu jagen, ist die bloße Macht dieser Maschine beeindruckend; wie sie mit stets wechselnder Dynamik ihre Umgebung zu Klump verarbeitet und dabei beim sadistischen Zuschauer bzw. -hörer kaum Langeweile aufkommen lässt. Wenn Beehoover im Titeltrack ihre eigene Unzerstörbarkeit anprangern und dabei ein nonchalantes I am a nine-headed sword swallowing dragon so you need ten swords to kill me vom Stapel lassen, mögen sie damit mehr Recht haben, als ihnen vielleicht bewusst war. Wie lustvoll Beehoover diese Orgie der Zerstörung auch live zelebrieren, zeigten sie bereits bei der Exile On Mainstream Roadshow; um sie aufzuhalten, mag ein Bombenangriff erforderlich sein. Trotzdem, an die Stanislav Petrovs unserer Zeit: Finger weg vom roten Knopf!
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