Rezension

Bedroom Walls

All Good Dreamers Pass This Way


Highlights: Kathy in Her Bedroom // Mandy // Hello, Mr. Jones // Do the Buildings and Cops Make You Smile?
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Shout Out Louds // Hole

VÖ: 20.06.2008

Und wieder mal eine dieser mehrmaligen Verwandlungen. Aus drei Bandmitgliedern mach sieben, aus sieben mach zwei. Aus großartigen Melodien werden noch großartigere. Bedroom Walls kann, ja darf man nur aus mehr als einem Blickwinkel betrachten. Das im Jahre 2003 erschienene Debütalbum "I Saw You Coming Back To Me" avancierte in den Staaten zum Insidertip; eine Platte, die Radio-DJ's hörten. Die Band bestand damals aus Julian Gross, Adam Goldmann und Melissa Thorne. Letztere besticht durch ihre wunderschöne, melancholisch verzweifelte Stimme mit einer Prise Courtney Love und einem Spritzer Beth Gibbons.

Von Rolling Stone und Konsorten für ihre "hinreißenden Strukturen" und "flimmernden Melodien" hochgelobt, vermehrte sich die Band alsbald auf sieben Mitglieder. Diese glorreichen Sieben sind nun auch für das neue Album "All Good Dreamers Pass This Way" verantwortlich. Eine Platte, die so schön wie auch schaurig, so düster wie auch fröhlich ist. Hört man Bedroom Walls, so schießt einem gern mal das Bild von einem kleinen, süßen Mädchen im Pünktchenkleid durch den Kopf, das, diabolisch grinsend, hinter dem Rücken ein Fleischermesser hält. Das macht dann aber auch den Reiz aus, die Bedroom Walls zu hören. Im Prinzip kann man einfach jedem Titel des Albums etwas ganz Besonderes abgewinnen. Hinreißend melodisch und unerwartet spannend kommen die Stücke rüber, wie ein schöner Alptraum. Man findet auf der Platte keine schlechten Titel, nur solide und richtig gute.

Mit "In Anticipation of Your Suicide" startet das Werk mit rabenschwarzem Humor und einer kongenialen Scheißegalität. "Kathy in her Bedroom" erinnert extrem an die Shout Out Louds, allein wegen des treibenden Geklimpers, das sich wie der berühmte Faden durch das Lied zieht und ein enormes Ohrwurmpotential beinhaltet. Als schizophrensten Track kann man sicherlich "Mandy" hervorheben. Lockerflockig jamt das Stück daher und der Hörer muss sich schließlich fragen, ob er ein freundliches oder ein bitterböses Lied gehört hat. "The Narrator Smiles" lässt diesbezüglich keine Zweifel aufkommen. Ein acht Minuten dauernder Untergang, wie er schöner nicht hätte sein können.

Mittlerweile bestehen die Bedroom Walls nur noch aus Mellisa Thorne und Adam Goldmann. Ihre Live-Performances sind nun dreckiger und chaotischer als auf dem Album, so, als wenn man die Dresden Dolls mit den White Stripes gekreuzt hätte. Sie covern "Hey" von den Pixies und das sogar gut. Man kann den Liebhabern düster-fröhlicher Musik nur zu diesem Album raten, zu einer Band, auf die ich mein Lebtag nie gekommen wäre.

Sascha Lackermann

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