Rezension

Batushka

Hospodi


Highlights: Wieczernia // Polunosznica // Dziewiatiy Czas
Genre: Black Metal
Sounds Like: Batushka // Furia // Wiegedood // Behemoth

VÖ: 12.07.2019

Wer sind oder ist Batushka? Allein der Streit darum, wer den Namen tragen darf, füllt mittlerweile die eine oder andere abendfüllende Debatte, genauso wie eine Menge Gerichtsmaterial. Damals, 2015, war das noch anders: Eine namen- und gesichtslose Gruppierung aus Polen veröffentlicht „Litourgiya“ und wird über Nacht berühmt. Auf diese Art wurde (Black-)Metal zuvor noch nicht angegangen: Streng im Muster der orthodoxen Kirche, samt priesterähnlichen Chorälen und einer Menge Weihrauch. Vier Jahre später ist zumindest von einem Teil der Teilnehmenden die Persönlichkeit bekannt: Krzysztof Drabikowski, Gitarrist und Gründer von Batushka und Sänger BartŁomiej Krysiuk, die sich seit einiger Zeit eine Schlammschlacht darüber liefern, wem „Batushka“ eigentlich gehört. Drabikowski hat die Band gegründet, die musikalischen Ideen geliefert, Songs geschrieben und das Artwork entworfen. Krysiuk hat nach eigener Aussage zum großen Teil die opulenten Bühnenaufbauten finanziert und sich irgendwann den Namen gesichert.

Im Mai veröffentlichte Drabikowski ein neues Album unter der kyrillischen Batushka-Schreibweise, nun im Juli zieht Krysiuk mit einem eigenen Album nach: „Hospodi“. Krysiuks Batushka sind nun auch jene, die aktuell live auf Festivals etcetera auftreten, sowie – im Gegensatz zu Drabikowski, der in Eigenregie veröffentlicht – einen Plattenvertrag mit dem recht großen Label Metal-Blade in der Tasche haben, die sämtliche Kritik oder Verweise zu dem Thema wegblocken.

Während Drabikowski es den Kritiken zufolge gelang, das Debüt qualitativ fortzusetzen, kommt "Hospodi" im allgemeinen Überblick eher schlecht weg, was sicherlich auch der Art und Weise geschuldet ist, wie "Hospodi" zustande kam. Eines muss man der Krysiuk-Fraktion auf jeden Fall zugestehen: Live ist das Konzept der Band über viele Zweifel erhaben. Das Gefühl, in einer orthodoxen Kirche einer pechschwarzen Messe beizuwohnen, erzeugen Krysiuk und seine Mitstreiter von der ersten Sekunde, beziehungsweise der ersten angezündeten (und davon gibt es sehr viele) Kerze an. Betrachtet man nur „Hospodi“ als solches, ist es ein wirklich gelungenes, über weite Strecken überraschendes Album. Wer „Litourgiya“ nicht kennt, wird von dem für Black-Metal-Verhältnisse sehr eingängigen Sound in den Bann gezogen. Die Chöre als Gesangsunterstützung für das genreübliche Geschrei sind ein sehr belebendes Element, dazu kommen die immer wieder auflockernden Gitarrenriffs und die ziemlich hochwertige Albumproduktion.

Kennt man aber „Litourgiya“ in- und auswendig, fällt „Hospodi“ dagegen schon etwas ab, obwohl die Elemente, die für den Erfolg des Debüts verantwortlich waren, wieder allesamt dabei sind. „Dziewiatiy Czas“, „Wieczernia“ oder „Polunosznica“ (die Titel sind wie die Texte in Alt-Slawisch gehalten) sind durchaus Highlights, die in der Nähe von „Litourgiya“ stehen, es fehlt jedoch trotz dessen ein wenig die Atmosphäre des Erstlings. Vielleicht liegt es an der zu glatten Produktion, vielleicht daran, dass hier wirklich ein zweiter Ideengeber oder Gitarrist mit dem ursprünglichen Konzeptgedanken fehlt. Im Grunde ist das jedoch Meckern auf hohem Niveau: Objektiv, nämlich nur auf die Musik bezogen, ist „Hospodi“ eine durch und durch gute Platte, die nur ein Problem hat: Gemeinsam haben Krysiuk und Drabikowski die Messlatte vor vier Jahren hochgelegt – allein gelingt es ersterem nicht, diese Höhe zu erreichen.

Klaus Porst

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"Wieczernia"

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