Rezension
Audrey
The Fierce And The Longing
Highlights: Big Ships // The Sliver // Bleak // Black Hearts
Genre: Indie
Sounds Like: Under Byen // Lampshade // Múm
VÖ: 30.05.2008
Audrey sind die klassischen Außenseiter. Wer in Schweden Musik macht, die nicht Garagenrock, Indiepop oder Death Metal heißt, muss damit rechnen, nicht nur zuhause weitestgehend ignoriert zu werden. Aber da Audrey nicht mal eben nach Island übersiedeln können und das Debütalbum „Visible Forms“ immerhin viel Kritikerlob geerntet hatte, blieb den vier Frauen wohl nichts anderes übrig, als einen neuen Anlauf zu starten.
Und es wäre auch zu schade gewesen, denn Audrey haben es durchaus verdient, mehr Beachtung zu bekommen. Die melancholischen Songs, die gelegentlich ins Postrockige abdriften, passen zwar kein Stück in den Frühsommer, dennoch zelebriert die Band auf „The Fierce And The Longing“ ein traumhaft sicheres Gespür für schöne Harmonien und gutes Songwriting. Von der Streicherdominanz und dem mehrstimmigen Gesang des Vorgängers sind sie abgerückt und legen den Fokus mehr auf die einzelnen Instrumente und Stimmen. Dadurch klingen Audrey mehr denn je wie eine eingänglichere Variante von Under Byen.
Das Besondere an Audrey ist nach wie vor, dass sich sämtliche vier Bandmitglieder mit dem Gesang abwechseln. Wohl kaum eine andere Band kann vier solch wunderbare Frauenstimmen aufweisen, die sich zwar alle ähneln, aber dennoch so verschieden sind, dass sie dem Album bei jedem Song einen anderen Anstrich verpassen. Während Victoria Skoglund so beinahe als Zwillingsschwester von Imogen Heap durchgehen könnte, was vor allen Dingen bei dem dramatischen „Black Hearts“ zu hören ist, klingt Emilie Molin wie eine aufgefrischte Suzanne Vega („Bleak“) und Rebecka Kritiansson bietet mit ihrer tieferen Stimme einen tollen Kontrast zum Rest der Band.
Musikalisch bleibt das Cello das zentrale Instrument, um welches der Song herum aufgebaut wird. Aber auch neue Elemente, wie ein Hauch von Jazz in „Carving And Searching“, elektronische Elemente (ganz großartig: „Big Ships“), oder ein kurzer Postrock-Ausbruch in „The Sliver“ können ausgemacht werden. Auch wenn nicht immer alles funktioniert und der ein oder andere Song ein wenig versandet, liefern Audrey dennoch ein herrlich homogenes Album ab, welches im Spätjahr sicherlich besser aufgehoben gewesen wäre. Die ein oder andere kühlere Sommernacht wird es trotzdem geben und „The Fierce And The Longing“ sollte hierfür unbedingt vorgemerkt werden.
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