Rezension

Ariel Pink

Pom Pom


Highlights: White Freckles // Lipstick // One Summer Night
Genre: Lo-Fi // Pop // Indie
Sounds Like: Haunted Graffiti // The Flaming Lips // R. Stevie Moore

VÖ: 14.11.2014

Er mag Madonna nicht. Und das ist eigentlich auch vollkommen okay. Wenn nun Horden von politisch korrekten Besserwissern die Finger durchknacken, die Tastatur heranziehen und zum Dschihad auf Twitter ausrufen, bedeutet das vor allem eins: Ariel Pink ist mittlerweile in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Eigentlich ein Wunder, wenn man sich den Output des eigenbrötlerischen Pop-Weirdos aus Los Angeles vor Ohren führt.

„pom pom“ ist Ariel Pinks Album ohne seine Band Haunted Graffiti. Ein Solo-Exkurs, und dann doch wieder keiner. „pom pom“ knüpft nahtlos an die letzten beiden Alben an und führt die Schrulligkeiten, Soundexperimente und Popanleihen, die auf „Mature Themes“ oder „Before Today“ verfolgt wurden, konsequent weiter. Die Inspirationsquellen bleiben so breitgefächert wie eklektisch. Seien es Goth-Nummern („Not Enough Violence“), Retro-Pop („Put Your Number In My Phone“), Surf-Rock („Nude Beach A Go Go“) oder Kinderlieder („Jell-O“): Keine Idee ist zu abwegig, um nicht irgendwie auf diesem Album verwurstet zu werden. Die große Stärke von „pom pom“ bleibt das Kirmeshafte und Unberechenbare. Selbst bei weniger gelungenen Liedern siegt die diebische Freude auf das Lied danach. Besonders zu Beginn des Albums ist die Skip-Taste allerdings völlig überflüssig: „pom pom“ reiht Hit an Hit. „Plastic Raincoats In the Pig Parade“ stampft, quietscht und lallt sich wie eine betrunkene Marschkapelle nach vorn. „White Freckles“ besitzt eine wunderbar überdrehte Eingangsmelodie, die an zuckergetränkte Cerealienschüsseln vor dem Zeichentrickprogramm am Sonntagmorgen erinnern. Die Gothic-Nummer „Four Shadows“ greift dann in einen Kessel Schwarzes. Kurz: Der Beginn ist fantastisch.

Doch irgendwann gehen auch den quietschigsten Hupen und den quakendsten Fröschen die Puste aus. Besonders im letzten Drittel verliert das Album nicht nur an Fokus, sondern auch an Spannung. Vielleicht hat sich Ariel Pink mit den 17 Liedern über fast 70 Minuten doch etwas zu viel vorgenommen. „Jell-O“ oder „Sexual Athletics“ helfen vielleicht, das Weirdo-Image nach dem fulminant eingängigen Beginn zu pflegen. Mehr als interessante Songfragmente sind es allerdings nicht. Natürlich, auch das gehört zu Ariel Pink. Trotzdem wirkt der Schluss gerade in Kontrast zum Beginn wie ein Fremdkörper. Auch klingt „pom pom“ zwar völlig einzigartig, wirklich neu sind die Ideen im Ariel-Pink-Kosmos allerdings nicht. Alles, was hier aufgegriffen wird, wurde bereits gedacht. „pom pom“ könnte man also zu Recht Stagnation vorwerfen und das Album zu Unrecht abtun. Oder sich einfach darüber freuen, dass selbst ein Stillstand ein besseres Album hervorbringt als alles, was sich die Queen of Pop in den letzten zwanzig Jahren hat produzieren lassen.

Yves Weber

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