Rezension

Architekt

Hits 2015


Highlights: Insel // Hure Nutte Fotze Schlampe // Verwahrloste Lines
Genre: Deutsch-Rap
Sounds Like: SD // Rasputin // Eminem

VÖ: 03.04.2015

Der Bielefelder Rapper Architekt hat sehr viele Eigenschaften, die ihn zu einem guten Rapper machen – sei es thematische Vielfalt, eine markante Stimme, überdurchschnittliche Reimtechnik und eine unbändige Energie. Mit seinen Songs über seinen Werdegang, seine Familie, Selbstreflexion, die sich immer wieder mit Ulk-Ohrwurmsongs mischen, wirkt er fast wie ein entfernter Verwandter von Eminem. Das mag etwas hochgegriffen klingen, aber tatsächlich konnte man schon im Jahre 2008 auf seinem Album „Klatsche“ hören und vor allem fühlen, dass Architekt viel bewegen kann. Warum er also in den letzten knapp zehn Jahren immer noch unter dem Radar blieb, ist einer der seltsamen Zufälle einer Szene, in der sonst alles abgefeiert wird.

Auf seinem neuen Album, das ganz pragmatisch „Hits 2015“ betitelt ist, findet sich erneut all die Vielfalt, die den knapp Dreißigjährigen ausmacht. Am Anfang stehen starke Representer, bevor er mit „Insel“ eine untypisch druckvolle Hymne für seine Tochter präsentiert. Bei „Partyalarm“ ist der Name Programm und zwischen den restlichen, hauptsächlich deeperen Tracks findet sich noch eine Punchline-Abfahrt mit der Wittener Legende Lakmann („Verwahrloste Lines“).

Zwar ist das Album mit nur 30 Minuten etwas knapp ausgefallen, aber so bleibt die Spannung durchgehend hoch und das Album flacht nie ab. Architekt nimmt sich bei der Auswahl der hauptsächlich synthetischen Produktionen nicht viel Zeit für ausgefallene Spielereien und die Strukturen bleiben durchschaubar. Dazu singt er nach Lust und Laune, auch wenn er dabei nicht alle Töne trifft. Ehrlichkeit ist Trumpf. Die Texte scheinen nicht noch in die Zweitkorrektur gekommen zu sein und wirken zwar skizzenhaft, aber gerade dadurch deutlich direkter als bei den meisten Konkurrenten.

„Hits 2015“ ist ein Album eines Rappers geworden, der längst nicht auf dem Zenit angekommen ist. Warum er immer noch irgendwo außerhalb der Wahrnehmung der meisten Deutsch-Rap-Fans rumdümpelt, kann nicht abschließend aufgeklärt werden. Vermutlich sind seine Beats nicht modern genug, die Themen doch ein Stück zu düster für die Wohlfühlgeneration oder manche nervt vielleicht auch einfach seine Stimme. An der Qualität wird es nicht liegen, aber vielleicht ist es ein bisschen wie bei Mickey Rourke in Sin City: In einer anderen Zeit wäre Architekt mit Ruhm überschüttet worden.

Arne Lehrke

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