Rezension

Annuals
Count The Rings
Highlights: Eyes In The Darkness // Springtime // Hair Don't Grow // Sweet Sister
Genre: Indie-Pop // Experimental // Samba // Folk
Sounds Like: Menomena // Local Natives // The Acorn // Oh No Oh My // Colour Revolt // The Mars Volta // Sufjan Stevens
VÖ: 20.08.2010

Was ist Popmusik? Was darf Popmusik? Was macht Popmusik aus? Das sind Fragen, welche die Musikpresse immer wieder erneut beschäftigen. Die Musik der aus Raleigh, North Carolina, stammenden Annuals schreit geradezu danach, diese Fragen erneut aufzurollen. Schließlich sind sie eine dieser vielen aufstrebenden Bands der letzten Jahre, deren Indie-Pop alles andere als einfach ist. Viel interessanter erscheint jedoch die Frage, ob ihre Musik – ganz abseits vom Popbegriff – durch ihre Komplexität an Ausdruck gewinnt, oder ob es sich dabei nicht nur um selbstverliebte Tüfteleien um ihrer selbst willen handelt.
„Count The Rings“, die neueste Veröffentlichung der Annuals, lässt sich unter diesem Aspekt besonders gut betrachten, da es sich dabei um eine bunte Mischung aus B-Seiten und Raritäten handelt, die einen guten Überblick über den musikalischen Umfang der Band gibt – und dieser ist wirklich enorm. Verschiedenste Musikstile werden hier so dicht vermengt, dass sie sich häufig kaum mehr extrahieren lassen aus den hektisch zappelnden Songs, in denen sich elektronische Spielereien mit den wildesten Rhythmen und luftigen Gitarrenklängen verbinden. „Eyes In The Darkness“ macht zu Beginn der Sammlung gekonnt vor, wie gut das im besten Falle funktionieren kann. Sambarhythmen, hektische Handclaps, flirrende Synthesizer und kantige Gitarrenklänge erzeugen einen Strudel, der alles mit sich zieht. Die oktavierten Vocals mögen im ersten Moment als störend auffallen, fügen sich dann aber doch erstaunlich gut ein in den musikalischen Wahnsinn, der hier vorherrscht. Und dennoch fragt man sich, ob der Song nicht noch besser funktionieren würde, wenn nicht alles gleichzeitig passieren würde. Und genau diese Frage ist es, die einem bei „Count The Rings“ eigentlich die ganze Zeit durch den Kopf geht. Machen die Songs so viel Spaß, gerade weil sie einen ständig fordern, oder wären sie noch viel besser, wenn die Band nicht derart ambitioniert agieren würde?
Fest steht jedenfalls, dass „Count The Rings“ für eine B-Seiten-Sammlung erstaunlich viele tolle Songs zu bieten hat. Sei es das hymnische „Springtime“ oder der psychedelische Blues-Rock-Stampfer „Hair Don’t Grow“ – meistens kommen die Annuals souverän im Ziel an. Die Frage ist nur, ob all die Umwege dorthin wirklich nötig sind. Das mag zuweilen anstrengend oder nervig sein, Langeweile kommt hier jedoch nie auf. Ob man das nun Pop nennen mag oder nicht – wer ein offenes Ohr für etwas verquere und überladene Songstrukturen hat, wird mit „Count The Rings“ seinen Spaß haben.
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