Rezension

Anna Calvi
One Breath
Highlights: Suddenly // Eliza // Love Of My Life // One Breath
Genre: Indierock // Singer-Songwriter // Folk
Sounds Like: PJ Harvey // Amanda Palmer // Zola Jesus
VÖ: 04.10.2013

Anna Calvi scheint schon in ihrer Kindheit kein Mädchen für 08/15-Chartmusik gewesen zu sein. Aufgewachsen zur Musik der Rolling Stones und Debussy, lernte sie im Alter von zehn Jahren Klavier, mit dreizehn Gitarre, während ihre Freundinnen zu dieser Zeit höchstwahrscheinlich eine Mischung aus Eurodance, Boy-Bands und Bon Jovi gehört haben. Daran ist auch nichts verwerflich, so gut wie jeder hat musikalische Leichen im Keller, dennoch ist diese Früherziehung mitverantwortlich dafür, dass Anna Calvi heute zu den aufstrebendsten Künstlerinnen der letzten Jahre zählt, was wohl keine ihrer Jugend-Freundinnen von sich behaupten kann.
Eins ist sicher, „One Breath“ ist der legitime Nachfolger ihres überragenden Debüts und eins der besten Alben des Genres im Jahre 2013. Aber hier liegt das Problem: Was für Musik macht Anna Calvi eigentlich? Eine einfache Popmusikerin, wie es Wikipedia uns verkaufen will, ist sie mit Sicherheit nicht. Es ist aber auch nicht leicht, das Genre zu umschreiben. Der Opener „Suddenly“ ist typisch folkig, zuerst ruhig und langsam, gegen Ende laut und pompös. Das vollkommene Gegenstück auf dem Album ist das wunderbar rockige „Love Of My Life“, dessen Gitarrenpart auch aus der Feder von Josh Homme hätte stammen können. Um diese Vielfalt abzurunden, finden sich auf dem ganzen Album immer wieder Streicheranteile, in ihrer Perfektion im Titelsong „One Breath“.
Diese abwechslungsreiche Instrumentierung, die beim ersten Hören fast schon unstimmig klingt, in Verbindung mit Calvis düsterer, romantischer Stimme macht „One Breath“ zu einem fantastischen Album, in welchem sich ihre untypische musikalische Erziehung widerspiegelt. Vergleichen mit PJ Harvey oder Nick Cave kann Calvi nach einem so grandiosen Zweitwerk auf alle Fälle standhalten. Und wenn sie es schafft, noch ein drittes Album auf diesem Niveau zu veröffentlichen, wird nie wieder der Name Bon Jovi in einer ihrer Rezensionen fallen. Versprochen.
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