Rezension

Angels & Airwaves

Love


Highlights: The Flight Of Apollo // Shove // Hallucinations
Genre: Space-Rock // Indie-Rock
Sounds Like: Blink 182 // U2 // The Killers // Box Car Racer // Yellowcard

VÖ: 14.02.2010

Die Re-Union von Blink-182 ist derzeit in aller Munde. Zumindest jene, die in den späten 90ern Interesse an Musik hatten, erinnern sich an das Trio, das den Punk-Rock neben Bands wie Green Day und Jimmy Eat World prägte. Man zerstritt sich und raufte sich dann Ende des vergangenen Jahres zusammen. Konzerte in Hamburg und am Chiemsee sind bereits angekündigt, andere werden vermutlich folgen. Fast unbemerkt davon veröffentlichten Angels & Airwaves – musikalische Ersatzheimat für Blink-182-Sänger Tom DeLonge in den vergangenen Jahren – am Valentinstag ihr mittlerweile drittes Album „Love“. „Love“ ist der Soundtrack zum gleichnamigen Science-Fiction-Film, den die Band kurzerhand gleich mit kreiert hat, und wird kostenlos auf der Bandhomepage zum Download angeboten. 

Das Wichtigste zuerst: Tom DeLonge hat seine Fähigkeit, melodische Hymnen zu komponieren, auch fernab seiner musikalischen Wurzeln nicht verlernt. Darauf deuteten bereits die Vorgänger „We Don't Need To Whisper“ und „I-Empire“ hin. Doch erst bei „Love“ darf er sich so richtig austoben – seiner Ader, die großen, epischen Stücke zu schreiben, kommt die Vertonung eines Films scheinbar entgegen. Der instrumentale Auftakt „Et Ducit Mundum Per Luce“ macht dann auch bereits eindrucksvoll klar, dass das Konzept von Angels & Airwaves, auf den Spuren des so genannten Space-Rock zu wandeln, aufgeht – oder besser, aufgehen kann. Denn auf das zweieinhalbminütige synthielastige Intro, das sich langsam steigert, folgt mit „The Flight Of Apollo“ ein Song, der nach kurzem Zögern zu einem typischen Blink-182-Song wird. Und wären da nicht die fetten Streicher im Hintergrund des ungemein kitschigen Refrains („So life doesn't hurt, doesn't hurt so badly. Please don't look at life, look at me so sadly. Life shouldn't hurt, doesn't hurt so badly.“), man könnte sich nicht sicher sein, dass es sich hierbei um eine andere Band und um einen Soundtrack handelt. 

Diese Ambivalenz zieht sich durch das komplette Album, immer wieder schwankt es zwischen orchestralem Bombast und rockigen Parts. Das hätte durchaus seinen Reiz, wären die Melodien nicht so redundant und die Texte nicht so pathetisch. Was bei Blink-182 eher jugendlich-naiv und spaßzugewandt (und damit authentisch) wirkte, wird hier durch die Streicher zu viel des Guten. 
Ansprechend sind in erster Linie die Sequenzen, die die einzelnen Tracks des Albums miteinander verbinden. Angels & Airwaves schaffen es, im Hörer fortlaufend die Frage aufkommen zu lassen, wann eigentlich der neue Song beginnt. Immerhin, die flächigen Synthies und die zwischendurch verwendeten Gitarreneffekte lassen das Gefühl eines Science-Fiction-Szenarios aufkommen. Nur sind die Elemente an sich nicht abwechslungsreich genug, um innerhalb des Szenarios verschiedene Stimmungen zu transportieren. Alles klingt irgendwie nach „Ja, so richtig geil isses hier im Weltall auch nich, aber lass' ma das Beste draus machen, weil wir leben ja doch nur einmal – und vielleicht können wir nebenbei noch die Welt retten.“

Mehr als auf den zugehörigen Film, der – ausgehend von den Bildern des Trailers – passend zur Musik vor Pathos triefen dürfte, darf man gespannt sein, welche Auswirkungen die Erfahrung "Angels & Airwaves" auf die anstehenden Auftritte (und Releases?) von Blink-182 haben wird. Die Songs von damals zu spielen, als wäre in der Zwischenzeit nichts gewesen, ist jedenfalls kaum vorstellbar.

Mischa Karth

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