Rezension

Andrew Weatherall Vs. The Boardroom

Volume 2


Highlights: Brother Johnston's Travelling Disco Consultancy // Built Back Higher // Direct Action
Genre: Techno-Post-Punk-Minimal
Sounds Like: Troy Pierce // Andrew Weatherall // Haito Göpfrich // Holger Zilske // Lindstrøm

VÖ: 30.10.2009

Andrew Weatherall. Das Label Rotters Golf Club. Das dazugehörige The Boardroom Studio. Teil zwei der Kollaboration von Künstler und Studio, diesmal (wieder) mit Rad Rice (aka Radical Majik), James Moss, Dave Congreve und Tim Fairplay. Wieder werden Originalstücke der Beteiligten und deren Remixe geboten. Wieder ist es ziemlich gute Unterhaltung. Den Höhepunkt jedoch heben die Musiker bis zum Schluss auf: Radical Majiks Remix von „Built Back Higher“ vom gerade erschienen Weatherall-Solo-Debüt. Langsam aufbauend entfaltet sich ein hypnotischer Indie-Wave-Electro-Track. Körperliche und emotionale Anspannung werden zehn Minuten lang gehalten, geben keine Fluchtmöglichkeit.

Zuvor schon ist es Weatherall, der nach der eher langwierigen, atmosphärisch konzentrierten Eröffnung (sein Remix von Tim Fairplays „U Know U Jack“) den Hörer auf die Seite des Albums zieht. In seinem „Brother Johnston's Travelling Disco Consultancy“ bringt er alle seine Trümpfe ins Spiel: sein Gespür für energetische, mitreißende Technotracks, den nötigen Discofunk und sein Interesse am Post-Punk. Es folgen Radical Majiks „Direct Action“ und der dazugehörige Remix von Weatherall, und es ist kaum festzustellen, ob nun der originale tribalistische Dubtechno mehr überzeugt oder doch die auf die wesentlichen Ingredienzien – hallende Gitarrenanschläge und tickende Beats – heruntergefahrene Neuabmischung. Beide Stücke fesseln in ihrer intensiven Tanzbarkeit, den unscheinbaren, wie selbstverständlich erscheinenden Spannungsbögen. Ähnlich präsentieren Weatherall und die Boardroom-Crew auch E.S.C.s „The Last Frontier“.

Wie schon der das Album eröffnende Remix gelingt das Original von „U Know U Jack“ nicht vollkommen. Wo der Remix arg sphärisch auftritt, drückt Tim Fairplay im Original etwas zu arg auf den Beat. Das funktioniert als Tanzflächenstück sicher recht gut, im Albumkontext erscheint es leicht übertrieben und zu sehr auf die Rave-Zwölf. Auch Fairplays „The Brood“ geht in manchen Momenten etwas zu forsch zu Werke. Con/Man.s „Butterflies & Bogeyman“ pumpt dagegen in genau der richtigen minimalen Beat- und Bass-Effektivität aus den Lautsprechern und lässt den Hörer völlig unvorbereitet in das erwähnte, abschließende „Built Back Higher“ fallen.

Gibt es etwas auszusetzen an „Andrew Weatherall vs. The Boardroom Vol. 2“? Eigentlich stellt sich nur einmal mehr die Frage, warum um Himmels Willen die Dauer einer CD unbedingt ausgenutzt werden muss und so die Stücke gelegentlich etwas arg ausufern - ansonsten ein begeisterndes, ein überraschendes und erschöpfendes Album mit einem umwerfenden Abschluss.

Oliver Bothe

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