Rezension

An Pierle & White Velvet

An Pierle & White Velvet


Highlights: Poor Danny // Not The End // Cold Winter
Genre: Pop
Sounds Like: Tori Amos // Under Byen // Anna Ternheim

VÖ: 13.10.2006

Beim Hören des Album-Openers „Jupiter“ könnte man schnell versucht sein, das selbstbetitelte Album „An Pierlé & White Velvet“ als harmlosen Frauenpop zu bezeichnen. Doch damit würde man An Pierle und ihrer Backing-Band mehr als Unrecht tun.

Zugegeben, „Jupiter“ kommt textlich und musikalisch brav und relativ kitschig daher, aber nicht mehr und nicht weniger als zum Beispiel Anna Ternheim, der „gefeierte“ „Underground“-Tipp des vergangenen Frühsommers. In die scheinbare Harmlosigkeit drängt sich dabei noch eine tiefe Melancholie, die in Verbindung mit An Pierlés Stimme deutlich macht, dass den Hörer hier noch deutlich mehr erwartet als bloße Gefälligkeit.

Schon der zweite Song „How Does It Feel“ zeigt, hinter dem zarten weißen Samt versteckt sich ein düsterer Abgrund. Wobei, wie tief diese Düsternis ist, mag ich nicht beschwören. Hier schon drängen sich Vergleiche zu Tori Amos und ähnlichen Piano-begleiteten Songwriterinnen auf. Hier und noch viel mehr auf weitaus sperrigeren Stücken gen Ende des Albums zeigt sich: Die Qualität des Albums und seiner Teile hängt an den sparsamen und effektiven Arrangements. Diese lassen An Pierles Musikerkollegen besonders glänzen. Vielleicht verdanken wir und die Musik des Albums diese Qualität vor allem Koen Gisen – Produzent und Musiker bei White Velvet – aber egal wer für die zarten und faszinierenden Momente dieses Albums verantwortlich zeichnet, es ist ein Genuss seinem Wirken zu lauschen. Dabei springt dieses Album zwischen den Genres hin und her. Neben Wohlfühlpop – folk-inspiriert mit Gitarre oder klavierbegleitet – finden sich poppiger Swingjazz Marke Katie Melua und Norah Jones („Good Year“), psychedelischer Blues-Rock oder symphonische Popstückchen („I Love You“), ebenso wie noisig lärmige Songs („Not The End“).

Damit ist „An Pierlé & White Velvet“ so überraschend und vielseitig, dass man über leichtes und kitschiges wie „Jupiter“, „Closing Time“ und „Mexico“ gerne hinwegsieht und sich einfach fallen lässt. Das ist vielleicht nichts pädagogisch wertvolles, aber gute Musik darf ja gerne auch mal einfach nur schön sein.

Oliver Bothe

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