Heutzutage sorgt die Schnelllebigkeit der digitalen Medien dafür, dass eine Band schon nach ein, zwei Singles zur Hoffnung eines ganzen Genres mutiert. Alvvays sind eine dieser Bands, die mit ihrem Surf-Pop, der in manchen Momenten an die ungewollten Lo-Fi-Sounds der 70er Jahre erinnert, das Sommerloch und möglichst auch den anschließenden Herbst füllen sollen. So richtig will der Funke allerdings nicht überspringen.

Der Sound setzt sich zusammen aus plätschernden Drums, die sich nie in den Vordergrund drängeln, melodischen Gitarrenläufen und der Stimme von Sängerin Molly Rankin, die zwar nicht nervt, aber zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Euphorie aufkommen lässt. Fast ein bisschen gleichgültig hört sich das alles die meiste Zeit an. Das kann Konzept sein, das kann aber auf Albumlänge auch etwas langweilig sein. Lediglich auf ein, zwei Songs, wie dem sehr guten „Dives“ ändert sich die Dynamik mal ein wenig.

Nostalgische Hörer werden sich an eine bessere Zeit erinnert fühlen und vor dem geistigen Auge erscheinen Szenen von spielenden Kindern am Meer oder Tage mit dem Jugendschwarm auf einer Blumenwiese. Dazu drücken Alvvays thematisch etwas ernster auf die Tränendrüse und sprechen auch Motive wie etwa Vergänglichkeit und Tod an.

Handwerklich bewegt sich das Quintett natürlich auf gehobenem Niveau und so richtig etwas aussetzen kann man am selbstbetitelten Album nicht. Alvvays haben ein vernünftiges, unaufgeregtes Album abgeliefert, das den schweißtreibenden Sommer und die 20-Kilometer-Fahrradtour als begleitender Soundtrack durchaus versüßen kann. Ob das im Herbst allerdings noch einen ähnlichen Charme hat und was den anfänglichen Hype um diese Band hervorgerufen hat, bleibt ein Rätsel. Gerettet wird durch "Alvvays" jedenfalls nichts.

Arne Lehrke

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