Rezension

Alex Under

La Maquina De Bolas


Highlights: Bola 7 // Bola 4
Genre: Minimal
Sounds Like: Marc Houle // Troy Pierce // The Sight Below

VÖ: 30.03.2012

Der Madrilene Alex Under führt auf seinem neuen Album „La Máquina De Bolas“ den elektronischen Minimalismus in eine neue Dimension. Dies gilt nicht nur, weil auch die Stücke des Albums minimalistisch allesamt „Bola“ (plus eine entsprechende Nummer) betitelt sind.

Zu Beginn dominiert pures Rauschen das Album. Nur subtil entfalten sich darunter reduziert perkussive Beats sowie im Hintergrund weitere maschinelle Klänge. Alex Under minimiert hier zu Beginn fast obsessiv die Elemente seiner Tracks. So erzeugt er eine vollkommen hypnotische Atmosphäre. Sehr langsam nur erlaubt er es den klassischen Elementen des Electro, den Beats, für eine gewisse Weile die Kontrolle zu übernehmen, sich aus den Tiefen des weißen Rauschens herauszuschälen und die Stücke in bestimmte Richtungen treiben zu lassen. Was extrem und unhörbar enden könnte, wird hier so geschickt gesteuert, dass sich der träumerische Rausch der Musik auf den Hörer überträgt. Der Minimalismus ist eben nicht vornehmlich ambient, sondern der Rhythmus besitzt weiterhin seine tragende Rolle. Er darf sie jedoch nur feinsinnig wahrnehmen.

In der hintergründigen Nutzung der melodischen und rhythmischen Mittel liegt die Stärke der Stücke vom sanften „Bola 2“ über das intensive, maschinell pulsierende „Bola 3“ bis zum abschließenden basslastigen „Bola 7“. Dazwischen finden sich unter anderem der faszinierende Doppelpack aus „Bola 6.1“ und „Bola 6.2“, deren dubbige oder sogar latent dubstep-affine Klangkulissen den Eindruck kontinuierlicher Beschleunigung erzeugen. „Bola 4“ wiederum erzeugt Angstzustände nicht nur beim entomophoben Hörer und „Bola 5“ pumpt fast clubbig funktional.

In seiner minimalistischen Trägheit und seinen perfekt durchdachten Klangwelten ist Alex Unders „La Máquina De Bolas“ tatsächlich eine ungemein faszinierende Platte minimalistischer Electronica. Nicht nur ihr organischer Charakter beeindruckt, sondern die Qualität der Platte zehrt auch aus der Direktheit, mit der die vordergründig wenigen und implizit simplen Mittel den Hörer anfassen.

Oliver Bothe

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