Rezension
Aldous Harding
Designer
Highlights: Fixture Picture // The Barrel // Damn
Genre: Singer/Songwriter // Indie-Pop
Sounds Like: Charlotte Gainsbourg // Julia Holter // Neko Case // Jessica Pratt
VÖ: 26.04.2019
Wo soll man bei Aldous Harding anfangen? Bei ihrem gleichnamigen Debüt war sie noch so etwas wie ein liebenswerter Weirdo. Gute Ansätze, aber so wirklich viel Substanz war damals noch nicht vorhanden. Live verunsicherte sie mit ihrer sagen wir mal "offensiven Ausdrucksweise" eher das Publikum, als dass sie es unterhielt. Dann kam der Nachfolger "Party". Ein Quantensprung in Sachen Songwriting. Plötzlich war die Neuseeländerin eben nicht mehr das nachsichtig belächelte "Crazy Girl", sondern eine mit Kritikerlob überschüttete Musikerin, die urplötzlich ein schier unerschöpfliches Potenzial offenbarte. Bei all dem Hype konnte man sich dann schon etwas Sorgen machen, als das berühmt-berüchtigte Album nach dem Durchbruch anstand.
Aldous Harding wäre aber nicht Aldous Harding, wenn sie, davon relativ unbeeindruckt, nicht einfach die nächste Entwicklungsstufe zünden würde. "Designer" ist nicht mehr Werk und Ausdruck einer einzelnen Künstlerin. Harding hat die Songs dieses Mal bewusst eher für einen Bandkontext geschrieben. Unter anderem auch mit Unterstützung ihres Lebensgefährten Huw Evans – selbst Songwriter und eben auch Bassist ihrer Liveband. Das Ergebnis ist natürlich in allererster Linie im Sound hörbar.
Die Songs sind nicht mehr ganz so reduziert wie früher, auch wenn Aldous Harding nicht gleich ein ganzes Orchester auffährt. Die Besetzung aus Vocals, Drums, Bass, Gitarre und Piano dominiert weitestgehend das Geschehen. Aber vor allen Dingen, und das ist die ganz große Freude an diesem Album, gibt es immer wieder fantastischen mehrstimmigen Gesang zu hören. Von Harding UND ihren Bandmitgliedern. Dadurch nähert sich die Songwriterin waschechter Popmusik mehr denn je an. "The Barrel", "Fixture Picture" oder den Titeltrack kann man sogar schon als richtig kleine Hits bezeichnen.
Doch keine Sorge – in der Hölle der Single-Charts wird Aldous Harding damit auch nicht landen. Zu kryptisch-verspult sind dafür weiterhin ihre Lyrics: "It's already dead / I know you have the dove / I'm not getting wet / Looks like a date is set / Show the ferret to the egg / I'm not gettin' led along" (The Barrel). Ähm... what??? Außerdem gibt es dann trotzdem noch Stücke wie das sechseinhalbminütige "Damn" oder "Heaven Is Empty", deren zerbrechliche Intimität im oberflächlichen Musikbusiness erst gar nicht wahrgenommen werden würde.
Mit "Designer" ist Aldous Harding jedenfalls das Kunsttück gelungen, sich komplett neu zu erfinden und trotzdem die turmhohen Erwartungen zu erfüllen. Was kann da jetzt noch kommen? Das schwere Album nach dem Album nach dem Durchbruch? Irgendwie hat man das Gefühl, dass für Aldous Harding gar nichts schwer sein kann. Sie zieht ihr Ding durch und raus kommt dann einfach etwas Wunderbares.
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