Rezension
Airship
Stuck In This Ocean
Highlights: Invertebrate // Kids // The Trial Of Mr Riddle // Organ
Genre: Rock // Shoegaze // Post-Rock
Sounds Like: The Strange Death Of Liberal England // Hope Of The States // Editors // Biffy Clyro
VÖ: 02.09.2011
"Da wo Gitarren sind, da lass dich nieder" – in der heimeligen Atmosphäre voluminöser Klampfen fühlen sich Airship aus Manchester pudelwohl. Obwohl "Stuck In This Ocean" ihr Debütalbum ist, kommt die Platte erstaunlich abgeklärt daher. Beim Blick auf die Liste mit Bands, die Airship bereits supportet haben, ist das wenig verwunderlich: Editors, Biffy Clyro, Frightened Rabbit und andere – von Großen lernen, heißt Siegen lernen. Und so hat das Trio aus der englischen Musikmetropole eine ganze Zeit am eigenen Sound gebastelt, bis "Stuck In This Ocean" fertig war. "Zwei Jahre zuvor waren wir noch nicht bereit, um dieses Album zu machen", gesteht Sänger Elliott Williams.
Das Ergebnis ist – wie sollte es bei den bereits genannten Bands auch anders sein – ein hybrides Gebilde aus kraftvollem Rock und Shoegaze mit einer starken Tendenz zum Pop. Die Songstrukturen sind – entgegen der allgemein geläufigen Verwendung hallbeladener Gitarren – überwiegend simpel gehalten. Man befindet sich in Gesellschaft von Bands wie The Strange Death of Liberal England oder Hope Of The States, die das Verpacken ausufernder Ideen in nette Vierminüter bereits mit Erfolg praktiziert haben. Im Ergebnis sind die Songs echte Earcatcher, leider mit geringer Halbwertszeit. "Algebra", "Invertebrate" und "Kids" erzeugen alle drei ein wohliges Gefühl, das sich aber bei genauerem Zuhören verflüchtigt: Das Prinzip von Strophe-Refrain-Strophe nutzt sich zu schnell ab. Zudem hätte der Harmonik ein etwas komplexeres Gewand gut getan.
Zum Glück ziehen die Briten dieses Schema nicht bis zum Ende des Albums durch. Ab dem fünften Song brechen sie ihre eigenen Ideen auf: Düsterer und vom grummelnden Bass angetrieben tendiert "Spirit Party" eher in Richtung Interpol. Das anschließende "The Trial Of Mr Riddle" ragt nicht nur zeitlich – mit acht Minuten – aus den übrigen Stücken heraus, es ist mit seinem vierminütigen Instrumental eine Hommage an den Post-Rock. "Warum seid ihr nicht noch weitergegangen?", fragt man sich. Doch Airship wiegeln ab: "Wir waren besorgt, dass die Leute denken, es sei 'over the top'." So unterschiedlich können Ansprüche sein...
Statt die großen Ideen zu verfolgen und sich ein wenig mehr zu trauen, schippert "Stuck In This Ocean" gegen Ende in ruhigere Fahrwasser. Das ist in Ordnung, denn die einzelnen Tracks sind nicht schlecht. "Organ" beispielsweise überzeugt mit melancholisch-hymnischem Charakter à la The National und die letzten Stücke der Platte beweisen, dass Airship weitere Ideen in sich tragen. Unfreiwillig streifen sie hier auch die frappierende stimmliche Verwandtschaft von Sänger Elliott Williams zu James Walsh ("Starsailor") ab. Williams' Gesang klingt in den gemäßigteren Passagen völlig anders als zu Beginn, was auch an den weiblichen Background-Vocals liegt.
"Stuck In This Ocean" gibt Hoffnung für die Zukunft – bei einer Band mit einem Durchschnittsalter von nur 22 Jahren ist allemal noch was drin im musikalischen Köcher. Wollen wir hoffen, dass die Jungs von der Insel dann auch ihre Gitarren wieder dabei haben.
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